04.09.2017 Peter Fobes ofm

Gottes Schöpfung entdecken

Die Natur fotografieren

Die Wolkenformation bildet die Silhouette einer Taube. Bild von Bruder Gabriel Gnägy.

Die Naturfotografie ist etwas Besonderes; hier entstehen die Fotos auf andere Weise als sonst. Wer beispielsweise eine Person fotografiert, kann sie bitten, sich so und so hinzusetzen, zu lächeln, einen Hut aufzusetzen und anderes mehr. Bei Naturaufnahmen kann der fotografierende Mensch so etwas nicht. Er muss sich zurückhalten. Er muss, nein er darf die Natur so nehmen wie sie ist. Sie bietet an sich schon die schönsten Fotomotive.

Der Mensch muss nur hinausgehen und sich von der Natur ansprechen und faszinieren lassen. Manchmal braucht er eine Weile, um alles auf sich wirken zu lassen und sensibel zu bleiben, bis ein schönes Motiv gefunden ist. Scheinwerfer oder Blitzlicht! Dies ist in der Natur, insbesondere in der Landschaft unmöglich, es stehen nur die natürlichen Lichtverhältnisse zu Verfügung; aber diese sind ja gerade die große Faszination: ein Abendrot oder ein Sonnenaufgang, Licht bei Vollmond, unterschiedliche Wirkungen bei schönem Wetter und Nebel, Licht ist überhaupt das wichtigste Gestaltungsmittel beim Fotografieren.

„Ein Foto schießen“ oder ein „Motiv einfangen“ – Diese Ausdrücke passen hier nicht. Beides würde heißen, auf die Natur einen Zwang ausüben. Sie lässt es nicht zu, dass der Mensch ihr Gewalt antut. Sie ist ein Geschenk an ihn. Sobald er Macht ausübt, kann er sie nicht mehr als ein solches empfinden. Die Natur bleibt immer, wie sie ist und was sie ist: Schöpfung Gottes. Daher ist es angebracht, ihr mit Ehrfurcht zu begegnen. Die fotografierende Person nimmt sich zurück, sie bleibt wach, schaut und öffnet sich der Natur, verhält sich sonst aber passiv. Sie lässt das Geschenk auf sich wirken und wirksam werden. So entstehen die schönsten Naturaufnahmen.

Erstveröffentlichung Zeitschrift Bruder Jordans Weg 3/ 2017

Eine mit Morgentau benetzte Rose entfaltet ihre volle Schönheit. Bild von Bruder Gabriel Gnägy.

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