Die Pfarrgemeinde St. Franziskus in Halle (Saale) feierte in einem Triduum die 100-jährige Weihe von Kloster und Bethaus in der Lauchstädter Straße 14 b.
Die Reihe startete am Abend des Festes Mariä Himmelfahrt mit einem geschichtlichen Rückblick. Herr Schwenzfeier und Herr Fleck aus der Gemeinde legten den zahlreichen Besuchern, darunter auffallend viele mittleren Alters, die Gründung von Kloster und Betsaal in Bild und Text aus der bestens geführten Chronik vor. Die Franziskaner waren natürlich schon vor 1924 vor Ort, wohnten aber in beengten Verhältnissen im Barbarahospital hinter dem heutigen Südfriedhof. Alles fing mit einer Volksmission an, die Brüder aus Paderborn 1220 in diesem Teil der noch spärlich bewohnten Stadt Halle hielten. Zuerst war daran gedacht, ein Wohnheim für junge Männer in Ausbildung zu errichten. Schließlich wurde aber ein richtiges Kloster daraus mit einem großen Betsaal, weil die finanziellen Mittel für einen gleichzeitigen Kirchenbau fehlten. Verantwortlich für die Errichtung von Kloster und Betsaal war unser Mitbruder Erasmus Baumeister, der wirklich Großes geleistet hatte. Das Kloster lag inmitten eines großen Grundstücks, das beweidet und bebaut werden konnte, sodass die Brüder sich selbst versorgen konnten.
Am zweiten Abend referierte unser Mitbruder Damian Bieger zu dem Thema „Die Spiritualität der Franziskaner in der Seelsorge“. Da war also nicht nur die Pfarrseelsorge gemeint. Ausgehend von einer Szene aus dem Film „Der Club der toten Dichter“, wo der neue Professor Keating seine Schüler auffordert, die ersten Seiten eines Lehrbuchs zur klassischen englischen Literaturgeschichte herauszureißen, sah der Referent in der vor allem stadtgebundenen Seelsorge der Minderbruder einen doch grundsätzlichen Neuanfang: nicht mehr nur Wanderpredigt, wie es Franziskus noch gewünscht hatte, sondern erstes Sesshaftwerden in stabilen Häusern mit Möglichkeiten kategorialer Seelsorge und Bildung vor allem bei den eigenen Brüdern. Heute noch gibt es in Halle eine Barfüßerstraße auf dem Gelände des heutigen Zentralbaus der Universität. Schon der Begriff „Barfüßer“ zeugt ja von dem bescheidenen, ja armen Leben der Brüder, die in der Bevölkerung allerdings hohes Ansehen genossen, vielleicht nicht so wie die Dominikaner, die eher in gehobenen Kreisen verkehrten, sondern sich bei den kleinen Leuten aufhielten, die sie wirklich liebten. Diese entsprachen auch eher dem Bild der Vögel, denen Franziskus predigte, einem Haufen bunter Leute, denen das Evangelium gepredigt wurde. Es könnten natürlich auch die Brüder selbst gewesen sein, die mehr den schrägen Vögeln sonderbarer Gestalten in der Seelsorge geglichen haben. Am Ende, quasi am Übergang vom 19. zum 20. Jahrhundert waren dann aber auch die Minderbrüder in die pfarrlichen Strukturen der Diözesen eingebunden und schließlich als Pfarrherrn etabliert.
Mit unserem Diözesanbischof Dr. Gerhard Feige und unserem Provinzial Markus Fuhrmann, den Konzelebranten Karl Eveld, Othmar Brüggemann, Norbert Lammers, Wolfgang Schönberg und Peter Schorr feierten wir dann ein festliches Hochamt am letzten Sonntag (18.08.). Orgel und Südbläser intonierten die Gesänge, unser Provinzial hielt die Festpredigt, die vor allem da überzeugend wirkte, wo er von einer Begegnung mit einem Junkie in Köln unter einer Brücke erzählte, der mit ihm – in Ermangelung eigenen Proviants – sein Brot teilte. Das passte wirklich gut zum Fest und zum Evangelium des 20. Sonntags B, wo Jesus nochmals betont: „Ich bin das Brot des Lebens.“ Der Bischof war froh, einmal nicht predigen zu müssen und sprach doch – kurz zumindest – über seine Verbundenheit mit der Gemeinde St. Franziskus. Er selbst kommt aus Halle.
Viele, auch jüngere Gemeindemitglieder feierten diese schönen Tage miteinander. Es gab nach der Eucharistie einen Empfang im alten Betsaal, dem heutigen Pfarrsaal, mit Getränken und bescheidenen Häppchen.
Insgesamt haben wir unter einer regen Beteiligung ein schönes Fest würdig gefeiert. Zahlreiche Ehrenamtliche haben, wie selbstverständlich, geholfen, dass es gelingen konnte. Die Mitbrüder vor Ort hätten das nicht geschafft. Darum sei an dieser Stelle allen gedankt, die dazu beigetragen haben, dass alles nahezu perfekt gelingen konnte, hoffentlich mit bleiben Eindrücken und Erinnerungen für spätere Jahre.