In diesem Jahr blickt die Kustodie auf 8 Jahrhunderte ihres Bestehens im Heiligen Land zurück. Am 14. Mai 1217 kamen die ersten Franziskaner von Italien aus nach Akkon ins Heilige Land. Das war genau vor 800 Jahren. Seit dieser Zeit leben und arbeiten Minderbrüder an den heiligen Stätten der Christenheit in Jerusalem, Bethlehem und zahlreichen anderen Pilgerorten in Israel und Palästina.
Mit zahlreichen liturgischen und kulturellen Angeboten feiert die Kustodie des Heiligen Landes, und mit ihr der gesamte Orden das 800. Jubiläum ihrer Präsenz an den christlichen Stätten in Israel und Palästina.
In Akkon, wo die Franziskaner am 11. Mai 2017 den Boden des Heiligen Landes betraten, wird das Jubiläumsjahr mit einer feierlichen Liturgie durch den Kustos des Heiligen Landes, Bruder Francesco Patton eröffnet. Veranstaltungen des Ordens weltweit und der Kustodie insbesondere werden folgen. Hervorzuheben ist dabei besonders ein dreitägiges Symposium in Jerusalem, das vom 16. bis 18. Oktober stattfinden wird. Es reflektiert die „Rolle der Franziskaner im Heiligen Land“, von den Ursprüngen bis in die Gegenwart.
Geschichtlicher Hintergrund
Am 14. Mai 1217 beschlossen Franziskus und seine schnell wachsende Bruderschaft auf dem Pfingstkapitel bei Portiunkula in Assisi, den Orden in Provinzen aufzuteilen. Dazu gehörte von Anfang an auch die Provinz Oltre Mare (Jenseits des Meeres) im Gebiet des heutigen Palästina und Israels.
Die Begegnung des Heiligen Franziskus mit Sultan Malek al-Kamil beim 5. Kreuzzug 1219 ist von großer Bedeutung für das Selbstverständnis der Franziskaner und ihrem Wirken im Heiligen Land. Im Gegensatz zu den Kreuzfahrern, die das Land Jesu mit dem Schwert erobern wollten, um die heiligen Stätten für die Christenheit zu sichern, beschritt Franziskus einen anderen Weg. Ihm wurde schnell klar, dass man den Glauben nicht mit Gewalt und Blutvergießen erzwingen kann, sondern nur durch ein authentisches Lebenszeugnis, ausgerichtet am Evangelium.
Nach der Eroberung Jerusalems und der Vertreibung der Kreuzfahrer mussten alle Lateiner das Land verlassen. Aber schon bald, 1333 konnten die Franziskaner, die „Brüder vom Strick“ wie sie wegen ihres Ordensgewandes genannt wurden, nach Jerusalem an das Heilige Grab Christi zurückkehren. In der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts war der Dienst am Grab Christi von Seiten der lateinischen Kirche auf die Franziskaner übergegangen. Ihnen oblag nun die ständige Präsenz an den heiligen Stätten des Lebens Jesu in Jerusalem, Galiläa und Palästina.
Mit der Eroberung Zyperns durch die Osmanen endete im Jahre 1571 die bis dahin existierende Provinz Oltre Mare (Jenseits des Meeres). Nun wurde das Territorium des Heiligen Landes und Palästinas als Kustodie dem Gesamtorden unterstellt. Im Laufe der nachfolgenden Jahrhunderte entwickelte sie sich rasch zu einer selbstständigen Ordensprovinz, behielt aber den Namen Kustodie des Heiligen Landes bei. Aus dem Grunde, weil dieser Name die Haupttätigkeit der Franziskaner, das Wachen – (lateinisch = custodire) über die heiligen Stätten des Lebens Jesu bezeichnet.
Die Franziskaner im Heiligen Land und in Palästina heute
Heute gehören der Kustodie des Heiligen Landes zahlreiche Konvente in Israel und Palästina und Syrien an. Die Aufgabenfelder der dortigen Franziskaner erstrecken sich über weit mehr, als den Dienst an den Heiligen Stätten. Sie unterhalten Schulen, Kinderheime, Pfarreien und fördern und engagieren sich aktiv für den Dialog der Religionen.
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