11.12.2017 Schwester Ancilla, Klarissen am Dom zu Münster

Advent – verheißungsvoll oder fragwürdig?

Fürchte dich nicht, denn ICH bin mit dir – spricht der Herr. (Jes 41,10)

Ein kleines Kerzenlicht in deiner Hand. Licht und Trostspender, aber doch selbst so schutzbedürftig. Bild von pixabay.com/jamboo7809

Was als Trostbotschaft gemeint ist, ist für manche gar nicht so tröstlich: In Leidsituationen, im Älterwerden zerbrechen oft die Gottesbilder, die uns bis dahin getragen haben, und Gott wird uns frag-würdig.

Wer ist dieser Gott, den ich nicht mehr zu kennen scheine?

Schaut man auf die Weltlage, gesellschaftliche und politische Entwicklungen, auf die bedrängenden Fragen der Menschen um uns herum und in uns selbst: welchen wirklichen Trost hat die Verkündigung der Kirche in dieser Zeit für uns?

„Fürchte dich nicht!“ – sagt Gott:
ICH löse nicht euer Krieg- und Frieden-Dilemma.
ICH erspare euch nicht die eigene Entscheidung gegen jegliche Art von Machtkämpfen.
ICH ersetze nicht euren Mangel an Liebe im Miteinander.
ICH bin nicht der Garant eurer sozialen Gerechtigkeit – gerade auch nicht im Umgang mit denen, die ihre Heimat verloren haben und bei euch eine neue suchen.

Aber: ICH bin mit euch, mit jedem Einzelnen, der es zulässt.
ICH allein bin dein Friede und deine Freude.
ICH bin deine einzige Sicherheit in allem, was vergeht.
ICH lege mich als Kind in deine Arme und mache mich abhängig von deiner Liebe.
ICH bin der Garant des unzerbrechlichen Lebensgrundes in dir, auch wenn um dich herum vieles zerbricht.

Advent – das ist die Zeit der Verheißung und der tröstlichen Hoffnung, dass Gott uns nicht ins Leere laufen lässt. Er selbst kommt uns entgegen, mit weit offenen Armen, um sich in unsere weit offenen Herzen zu legen.


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