
Manche Sätze prägen sich ein. Zum Beispiel: „Diese Wirtschaft tötet!“ Damit bringt Papst Franziskus seine Kritik an einem Wirtschaftssystem auf den Punkt, das allein auf Gewinnmaximierung ausgerichtet ist und den blinden Kräften des Marktes vertraut. Ein solches Modell treibe Menschen in die Armut. Eine gerechte Wirtschaft müsse sich stattdessen am Gemeinwohl orientieren.
Die Bewegung der Gemeinwohl-Ökonomie will genau das: eine ethisch begründete Wirtschaftskultur, in der Menschenwürde, Solidarität, Ökologie und Nachhaltigkeit ebenso zählen wie finanzielle Rendite. Ziel allen Wirtschaftens ist das Wohl von Mensch und Umwelt. Geld ist dabei Mittel, nicht Selbstzweck.
Mensch oder Markt? Wie kann Wirtschaft dem Gemeinwohl dienen?
Kritiker lächeln nicht nur über so viel Gutmenschentum. Sie stellen auch ernsthafte Fragen: Wer will denn entscheiden, was weltweit „gutes Leben“ für Mensch und Umwelt bedeutet? Stimmt es wirklich, dass die einen in Armut leben, weil andere reich sind? Und leisten nicht gerade gewinnorientierte Unternehmer Entscheidendes für das Gemeinwohl?
Eine solche Diskussion braucht Ehrlichkeit und Sachverstand auf beiden Seiten. Die vorliegende Ausgabe unserer Zeitschrift will dazu einen bescheidenen Beitrag leisten. Dass Franz von Assisi vor 800 Jahren, als sich mit der Verbreitung der Geldwirtschaft ein frühkapitalistisches System etablierte, eine fast physische Abscheu gegen „Münzen und Geld“ entwickelte und seinen Brüdern ein radikales Geldverbot mit auf den Weg gab, bleibt bis heute eine inspirierende Irritation.
Der Kommunismus ist gescheitert. Auch der Kapitalismus bringt nicht das Paradies. Und schafft es eine „soziale Marktwirtschaft“ noch, in den Kapitalverflechtungen eines globalen Marktes Wirtschaftswachstum und sozialen Fortschritt gleicherweise zu sichern? Vielleicht braucht es tatsächlich einen Bewusstseins- und Systemwandel, der das Unfehlbarkeitsdogma ständigen Wachstums aufgibt, weil die Ressourcen auf diesem endlichen Planeten nun einmal begrenzt sind. Der Begriff „alternativlos“ wurde 2010 zum Unwort des Jahres gekürt. Nur wo alternative Wege ausprobiert werden, entsteht Neues. Franz von Assisi war mutig, kreativ und frei genug, um in einer festgefahrenen Gesellschaft und Kirche Alternativen zu denken und zu leben.
Weitere Themen
- Geschichte: 75 Jahre Kriegsende: Der Zweite Weltkrieg und die deutschen Franziskaner
- Reiseerfahrungen: Corona und das Heilige Land
- Franziskanische Familie: Das Morgen der Kirche heute leben
- Franciscans International: Philippinen: Krieg gegen die Armen
- Aktuelles Thema: Moria – die Schande Europas
Kostenlos erhältlich in allen Franziskanerklöstern und Häusern, im Direktversand an tausende Bezieher.
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Provinzialat, Zeitschrift Franziskaner,
Sankt-Anna-Strasse 19, 80538 München.
Tel.: 089 211 26-150
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Neue Sichtweisen gewinnen:
Einfach mal die Perspektive ändern
Die Corona-Pandemie hat uns gezeigt, wie fragil unsere Systeme sind und dass alles miteinander verbunden ist. Wieder einmal haben wir erlebt, dass wir unser Leben letztendlich nicht selbst in der Hand haben.
Diese Krise lädt uns ein, uns darüber klar zu werden:
- Was brauche ich wirklich?
- Wer und was sind mir wichtig?
- Was bedeutet für mich „gutes Leben“?
Als Mitglied dieser Gesellschaft habe ich die Möglichkeit, sowohl in meinem persönlichen Umfeld als auch darüber hinaus an einem zukunftsfähigen Wirtschaftsmodell mitzuwirken, das alle im Blick behält!
Vom Besitzen und Anreichern zum Teilen und Schenken.
Vom Bruttosozialprodukt zum Gemeinwohl-Indikator.
Vom „Für-mich“ zum „Gemeinsam“.
Vom Haben zum Sein.
… damit ein gutes Leben für alle möglich ist …
… für mich, die Mitwelt und die zukünftigen Generationen von Mitgeschöpfen!
Informieren
- Jörg Alt: Handelt! Ein Appell an Christen und Kirchen, die Zukunft zu retten (2020)
- Burkhard Hose: Es reicht. Auf dem Weg zu einer neuen Kultur des Teilens (2020)
- Stefan Federbusch: Nachhaltig wirtschaften – gerecht teilen (2015)
Handeln
- reparieren statt wegwerfen
- tauschen statt kaufen
- gebraucht statt neu
- fair statt billig einkaufen
Anregungen zum Handeln
- Laudato Si‘: Gemeinsam die Welt FAIRändern (2018)
- Einfach die Welt verändern. 50 kleine Ideen mit großer Wirkung (2012)
Zusätzliche Zitate
„Die Liebe zur Gesellschaft und das Engagement für das Gemeinwohl sind ein hervorragender Ausdruck der Nächstenliebe“
Papst Franziskus, Laudato si‘ 231
„Eine Wirtschaft, die nicht dient, dient zu nichts“
Michael Bünker, ev. Bischof, auf einem Kongress christl. Führungskräfte im Stift Göttweig, 2.5.2019
Ein spezieller Dank für viele gute Ideen und Anregungen auf dieser Seite geht an Sr. Beate Klug OFS.