21.04.2023 Bruder René Walke

Aufgeben

<> Der Kommentar der Woche

Oft ist das, was uns beschäftigt, uns sorgt und uns Angst macht, auch die Quelle für das, was jetzt dran ist. Mit dem Blick auf die Welt aus ihrer Perspektive kommentieren Franziskaner jeden Freitag, was sie wahrnehmen.


Bruder René Walke

Jesus hat nie davon gesprochen, dass es irgendwelche Vorteile für das Reich Gottes gibt, wenn wir Dinge unter den Teppich kehren. Ein Kommentar von Bruder René Walke, Hülfensberg.

Robert Zollitsch, Freiburger Alterzbischof und ehemaliger Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, hat nach der Veröffentlichung des Freiburger Missbrauchsgutachtens sein ihm 2014 verliehenes Bundesverdienstkreuz und andere Auszeichnungen abgegeben und verzichtet auf das „Privileg“, im Freiburger Münster bestattet zu werden. Er ist nicht der erste und sicher nicht der letzte „Würdenträger“, der nach dem Bekanntwerden seines Scheiterns Konsequenzen folgen lässt.

Mich schmerzen die immer wieder und immer wieder neuen Enthüllungen sowohl der Missbrauchstaten als auch des Umgangs mit den Opfern und Tätern. Letzteres wird als strukturelles Problem bezeichnet und ist für mich auch Auslöser dafür, dass sich unsere deutsche Kirche auf einen synodalen Weg eingelassen hat, bei dem weltkirchlich betrachtet skandalöse Forderungen wie Dienste und Ämter für Frauen und Macht- und Gewaltenteilung diskutiert wurden. Kein Ding sei so schlecht, dass es nicht auch noch etwas Gutes habe, lautet ein weiser Satz.

Leider geben wir Menschen unseren Widerstand gegen notwendige Veränderungen oft dann erst auf, wenn der Skandal des Alten nicht mehr zu verleugnen ist. Dass der heutige Erzbischof Stefan Burger nun alle Bilder seiner Vorgänger in der Bistumszentrale hat abhängen lassen, ist vielleicht ein Ausdruck des Wunsches, umzukehren und wieder neu anzufangen.

Die Botschaft von Jesus von Nazareth beginnt mit dem Aufruf zur Umkehr. Immer wieder müssen wir uns daran erinnern – auch daran, dass Jesus nie davon gesprochen hat, dass es irgendwelche Vorteile für das Reich Gottes gibt, wenn wir Dinge unter den Teppich kehren. Erst wenn wir das aufgeben, kann eine positive Wandlung geschehen.


Der Blick zurück, der Blick nach vorn, und der Blick nach innen.
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