18.11.2016 Martin Innemann / Neue Kirchenzeitung, Hamburg

Besuch im ältesten Gefängnis Mecklenburgs

Erzbischof Stefan Heße verbrachte einen Tag mit Gefangenen der Justizvollzugsanstalt Bützow

Die Justizvollzuganstalt in Bützow
Erzbischof Stefan Heße läßt sich den Gefängnis-Altag erklären. Bild von Martin Innemann / Neue Kirchenzeitung.

Die Justizvollzuganstalt in Bützow ist das älteste Gefängnis in Mecklenburg-Vorpommern. Es wurde Mitte des 19. Jahrhunderts gebaut und ist immer als Gefängnis genutzt worden. Derzeit sind hier rund 450 Menschen untergebracht. „Wir sind die gesellschaftliche Instanz, die diese Menschen auffängt, ihnen Angebote unterbreitet und den Anspruch hat, dass diese Menschen wieder Fuß fassen können in der Gesellschaft“, so der Leiter der Einrichtung Jörg-Uwe Schäfer.

Jeden Mittwoch ist der Franziskanerbruder Gabriel Zörnig in der Justizvollzugsanstalt (JVA). Gemeinsam mit seinem evangelischen Kollegen Pastor Andreas Timm ist er dort Gefängnisseelsorger. Die Perspektive im Vergleich zu den Justizvollzugsbeamten ist für die Seelsorger eine andere, sagt er: „Ich muss niemanden verurteilen, weil die Menschen hier schon verurteilt sind. Jesus ist auf Sünder zugegangen und ich als Gefängnisseelsorger bin da, weil Gott auch da ist. Das möchte ich mit den Menschen hier im Gefängnis entdecken.“ Hinzu kommt für den Gefängnisseelsorger die absolute Schweigepflicht. Er braucht keinem Bediensteten in der JVA Auskunft über den Gesprächsinhalt mit dem Gefangenen zu geben. Das Vertrauensverhältnis zwischen Seelsorger und Gefangenem ist ein anderes, meint auch Doris Neumann, die als Bedienstete im allgemeinen Vollzugsdienst arbeitet. „Wir haben die Gesetzte, nach denen wir arbeiten und der Seelsorger ist ein Stück näher dran, ist persönlicher. Die Seelsorger können immer angesprochen werden und haben ein offenes Ohr – nicht nur für die Gefangenen sondern auch für uns.“

Andreas K. ist untergebracht in der Sicherheitsverwahrung auf dem Gelände der JVA. Er hat seine Strafe verbüßt, ist aber aus Sicht der Justiz nicht fähig, sein Leben in der freien Gesellschaft zu führen. Der Besuch der Gefängnisseelsorger ist für ihn immer eine willkommene Abwechslung: „Für mich ist wichtig, dass die Gespräche auf menschlicher Ebene ablaufen. Das man weiß, wer man selbst war, ein Straftäter.“ Das stehe aber bei den Besuchen nicht nur im Vordergrund.

Erzbischof Stefan verbrachte eine Tag in der JVA Bützow. Er sprach mit Gefangenen, Untergebrachten und Bediensteten. Er ist dankbar, dass der Papst im Jahr der Barmherzigkeit das Werk der Barmherzigkeit an den Gefangenen nicht ausgeblendet hat: „Es ist wichtig, dass die Menschen hier hinter den Gefängnismauern etwas von der Herzlichkeit des Menschlichen Lebens und nicht zuletzt etwas von der Warmherzigkeit Gottes spüren sollen. Denn die Welt ist hier schon ziemlich trist und traurig. Gefängnis ist kein Wellness-Hotel. Und in diese raue Wirklichkeit etwas von Barmherzigkeit, Liebe, Respekt, Achtung und Würde hereinzubringen, darauf kommt es an“, sagt er.

„Ich war im Gefängnis, und ihr habt mich besucht. "Erzbischof Stefan verbrachte eine Tag in der JVA Bützow. Er sprach mit Gefangenen, Untergebrachten und Bediensteten. Bild von Martin Innemann / Neue Kirchenzeitung.
„Ich war im Gefängnis, und ihr habt mich besucht. „Erzbischof Stefan verbrachte eine Tag in der JVA Bützow. Er sprach mit Gefangenen, Untergebrachten und Bediensteten. Bild von Martin Innemann / Neue Kirchenzeitung.

 


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