Anton Kalbert wurde am 24. Juli 1936 in Oberndorf im schönen Jossgrund geboren. Er wuchs in einer vom christlichen Glauben und kirchlicher Frömmigkeit geprägten Umgebung auf, zwei seiner Tanten gehörten zu den Barmherzigen Schwestern von Fulda. Da sein Vater Soldat im 2. Weltkrieg war und dann 1945 als vermisst gemeldet wurde, musste die Mutter in schwerer Zeit weitgehend allein für ihn und seine zwei Brüder und drei Schwestern sorgen. So waren für Anton als den zweitältesten der Geschwister schon Kindheit und Jugend von harter Arbeit geprägt. Bis zuletzt hat er mit seiner Familie regen Kontakt gepflegt und dort auch immer seinen Urlaub verbracht.
Nach dem Abschluss der Volksschule arbeitete Anton zunächst weiter mit in der elterlichen Landwirtschaft, bevor er im April 1953 in nahen Salmünster in das Postulat der Thüringischen Franziskanerprovinz eintrat und dort am 19. November 1954 in die Hände von Provinzial Georg Roth, wie damals üblich, zunächst die Tertiarprofess ablegte. Zwei Jahre später begann er in Fulda mit der Einkleidung durch Provinzial Deochar Gredig das Noviziat für den 1. Orden, das er am 10. Juni 1957 mit der Einfachen Profess abschloss. Ebenfalls auf dem Frauenberg band er sich am 18. Juli 1960 in der Feierlichen Profess für immer an den Orden der Minderbrüder.
Der Weg im Orden führte Br. Anselm an ganz unterschiedliche Orte, seine Arbeit aber war immer die gleiche und zog sich wie ein roter Faden durch alle Lebensstationen: Er war Gärtner. Und das war er gerne. Es war seine Berufung. Schon als Postulant in Salmünster und als Tertiarbruder in Gorheim wurde er im Garten eingesetzt. Im Garten hatte er seinen Platz gefunden. Besonders der große Klostergarten auf dem Frauenberg war ihm ans Herz gewachsen, hier war er gleich zweimal eingesetzt, von 1958 bis 1963 und von 1983 bis 2016. Und dann der Garten mit Blick auf den Rhein im Wallfahrtskloster Bornhofen, für den er von 1963 bis 1983 verantwortlich war. Viel und gerne hat er von dieser aktiven Zeit erzählt. „Oh, was hab ich geschafft!“, wie oft fiel dieser Satz im Gespräch mit ihm. Als in Fulda noch das mit Holz beheizte Gewächshaus stand, musste er in strengen Wintern selbst in der Nacht nach dem Ofen sehen. Zu seinem Bereich gehörte auch der Klosterfriedhof, auf dem er lange Zeit die Gräber mit der Hand aushob. Ordnungsliebend wie er war, waren nicht nur Hacke und Spaten nach getaner Arbeit immer sauber verräumt, auch die Kraut- und Salatköpfe standen wie mit dem Lineal gezogen in Reih und Glied. Mit einem gewissen Stolz hat er oft erzählt, wie er den verwahrlosten Außenbereich des Klosters Bornhofen entrümpelt und wieder auf Vordermann gebracht hat. Erholt hat er sich gerne bei seinen sonntäglichen Radtouren durch Fulda und das Fuldaer Land.
Es fiel Br. Anselm nicht leicht, 2016, im Alter von 80 Jahren und mit nachlassenden Kräften, vom Frauenberg Abschied zu nehmen und in die Seniorenkommunität im Theresienheim umzuziehen. Umso mehr hat er sich gefreut, als er im letzten Jahr von dem inklusiven Gartenteam von antonius, das nun sein Werk fortführt, Besuch im Theresienheim bekam. „Danke für alles!“ – mit diesen Worten hat er sich dort wenige Stunden vor seinem Tod von Sr. Johanna-Maria verabschiedet. Wir dürfen glauben, dass der Auferstandene, wie damals Maria Magdalena im Garten, auch ihn beim Namen gerufen und mitgenommen hat in die blühenden Gärten des Paradieses.
Ich schicke Regen zur rechten Zeit.
Die Bäume des Feldes werden ihre Früchte tragen,
und das Land wird seinen Ertrag geben.
Ich pflanze ihnen einen Garten des Heils.
Ez 34, 26f.29
Das Requiem für Br. Anselm feiern wir am Donnerstag, dem 21. November 2024, um 10:30 Uhr in der Klosterkirche auf dem Frauenberg in Fulda. Anschließend findet die Beisetzung auf dem Klosterfriedhof statt.