Andreas Winkler kam am 30. November 1931 in Woppenhof bei Nabburg in der Oberpfalz zur Welt. Als er 1946 seine Volksschulzeit beendet hatte, half er zunächst in der Landwirtschaft der Eltern mit, da nach dem Krieg männliche Arbeitskräfte fehlten. Eine Tante bei den Mallersdorfer Franziskanerinen, so hat er erzählt, beeindruckte ihn schon als Kind. Gerne hätte er diese Lebensweise übernommen, was ihm jedoch als Junge, so glaubte er, verwehrt war. Umso freudiger erfuhr er dann, dass so ein Leben auch für Männer möglich ist. Am 9. Juni 1947 wurde er von den Franziskanern als Kandidat im Kloster St. Jakob in Bamberg aufgenommen. Es sei sein „innigster Wunsch“, so schrieb er damals, „einmal ein braver Bruder dieses Ordens zu werden“. Tatsächlich bescheinigte man ihm im Orden von Anfang an ein einwandfreies Betragen und großen Fleiß. Am 20. September 1952 wurde er in Dietfurt als Bruder Oswald eingekleidet. Nach dem Noviziat kam er als Koch nach Miltenberg, bevor er sich 1956 in München St. Anna in der Feierlichen Profeß für immer an die Gemeinschaft der Brüder band.
Während seines langen Ordenslebens hat sich Br. Oswald vor allem als Koch und Pförtner in verschiedenen bayerischen Klöstern treu und zuverlässig in die Gemeinschaft eingebracht. Die Liste seiner Versetzungen zeigt, dass er bereit war, auch kurzfristig dahin zu gehen, wo gerade Not am Mann war. Er tat seinen Dienst in Eggenfelden, Grafrath, Freystadt und im Kloster Altstadt bei Hammelburg, wo er auch für das leibliche Wohl der Seminaristen sorgte. Eine besondere Zeit waren die Jahre in Italien, von denen er gerne erzählte: Von Oktober 1960 bis August 1968 stand er im Dienst des Generalministers in Grottaferrata und war kurze Zeit auch in der Generalkurie in Rom als Koch tätig. Anschließend verbrachte er ganze 16 Jahre, von 1979 bis 1995, in Füssen, wieder als Koch, aber auch als Pförtner und Sakristan. Es folgten zwei Jahre in Freystadt, bevor er 1997 auf den Kreuzberg wechselte. Als ihm die Mitarbeit im Garten, in der Küche und im Wirtschaftsbetrieb aus gesundheitlichen Gründen immer schwerer fiel, zog er 2016 nach Füssen, um dort seinen Ruhestand zu verbringen.
Nach neun Lebensjahrzehnten in Bayern Ende 2022 in die Seniorenkommunität im Theresienheim in Fulda zu wechseln, fiel im anfangs nicht leicht. Aber auch das hat er in selbstverständlicher Treue und unaufgeregter innerer Bereitschaft angenommen und sich dort schon bald sehr wohlgefühlt. Wenn auch seine Sehkraft stark abgenommen hatte, innerlich blieb er wach und lebendig bis zuletzt. Nur wenige Tage vor seinem Tod konnte er noch seinen 92. Geburtstag feiern. Sein Abschied kam trotz seines hohen Alters völlig überraschend: Am 5. Dezember hat er noch gefrühstückt wie immer. Als ihn das Pflegepersonal zur Heiligen Messe abholen wollte, fanden sie ihn tot in seinem Zimmer. Nach einem einfachen und stillen Leben hatte ihn der Herr einfach und still zu sich geholt. In den ersten Tagen des Advents hatte sich für einen „braven Bruder“ des Minderbrüderordens der Advent seines Lebens erfüllt.
Seht, der Herr wird kommen und alle Heiligen mit ihm. Ein großes Licht wird aufstrahlen an jenem Tag.
Eröffnungsvers der Messe am Sterbetag.
Das Requiem für Br. Oswald feiern wir am Freitag, dem 8. Dezember 2023, um 10:30 Uhr in der Klosterkirche auf dem Frauenberg in Fulda. Anschließend findet die Beisetzung auf dem Klosterfriedhof statt.