04.09.2016

Bruder Rudolf Schiele † verstorben

Der gütige Gott rief am 3. September 2016 den Franziskaner Bruder Rudolf Schiele zu sich in sein Reich des Lichtes und des Friedens

Im Gedenken
Im Gedenken

Am Dreikönigstag 1928 wurde in Bollstadt bei Nördlingen den Eheleuten Albert und Franziska Schiele ein Sohn geboren, den sie auf den Namen Michael taufen ließen. Von den acht Kindern der Familie Schiele blieb er der einzige Junge – mit sieben Schwestern. Seine Eltern betrieben eine kleine Landwirtschaft und hätten es schon gerne gesehen, wenn ihr Sohn diese weitergeführt hätte.

Aber – wie zwei seiner Schwestern – wählte Michael einen anderen Weg, als er am 31. März 1958 in Fulda bei den Franziskanern um Aufnahme bat. Am 19. März 1959 wurde er von seinem Magister Bruder Placidus Brezler „eingekleidet zum III. Orden“. Als „ehemaliger Landwirt“ übernahm er von 1958 bis 1962 die Aufgabe des Stallmeisters auf dem Fuldaer Frauenberg, von 1962 bis 1967 die gleiche Tätigkeit in Watersleyde, und von 1967 bis 1989 noch einmal in Fulda. Bis zu 25 Schweine und einige Kühe gab es zu versorgen – und bis zuletzt leuchteten seine Augen, wenn man auf die Tiere und den Stall zu sprechen kam.

Daneben arbeitete Bruder Rudolf immer auch in Garten und Küche mit, und so haben wir uns damals im Noviziat in Fulda immer schon gewundert, wenn er zum Stundengebet kam, nie nach Stall gerochen hat. 1989 wurden die Tiere in Fulda abgeschafft und Bruder Rudolf bekam für die nächsten zwölf Jahre in Fulda als Aufgabenfeld „Küchenhilfe und Geländepflege“ zugewiesen. Im Jahr 2001 zog Bruder Rudolf dann nach Wangen um, um hier seinen Lebensabend zu verbringen. Bruder Rudolf hatte kein leichtes Leben, nahm überall den letzten Platz ein, hoffte viel auf Gottes Barmherzigkeit, derer er sich kaum würdig fand. „Heilig werden“ und „die Dämonen besiegen“, das – sagte er immer – ist uns aufgegeben, und: „das ist schwer, weil wir so verweltlicht sind“.

Bis vor wenigen Monaten deckte er den Tisch, nahm täglich an der Heiligen Messe teil, und verbrachte ansonsten den größten Teil seiner Zeit mit Lesen und Schreiben. Keine Tages- und keine Kirchenzeitung, die er nicht las, und dazu jedes „fromme Büchlein“, an das er kommen konnte. Er betete viel, verehrte die Gottesmutter, hatte immer seinen Rosenkranz griffbereit; den hielt er auch noch fest, als er zuletzt nicht mehr sprechen und sich bewegen konnte. Und er schrieb! Unendlich viele kleine Karteikärtchen beschriftete er mit Gebeten und Zitaten. Er tat dies mit fehlerfreier und schöner Schrift. Auf unliniertem Papier zog er die Linien. Sein letztes „Kärtchen“ ist die Rückseite eines halbierten Überweisungsscheins, auf den er schrieb: „Selig, die hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit; sie werden gesättigt. – Mit aller himmlischen und irdischen Segensfülle segne dich durch die Fürbitte der Gottesmutter Maria, aller Engel und Heiligen Gott, der Vater, und der Sohn und der Heilige Geist.“ Das Vermächtnis dieses einfachen, bescheidenen Bruders an uns.

„Selig, die hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit; sie werden gesättigt. (Mt 5, 6)

Die Auferstehungsmesse für Bruder Rudolf feiern wir am Mittwoch, dem 7. September, um 10:30 Uhr im Klösterle in Wangen, anschließend ist die Beisetzung auf dem Friedhof St. Wolfgang.


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