Mein Mitbruder Gabriel fährt seit 2 Jahren mit seinem Wohnmobil durch Mecklenburg und macht eine pastorale Arbeit der besonderen Art; er sucht die Menschen in ihren verschiedensten Lebenskontexten auf und bringt sie oft auf humorvolle Weise mit der Botschaft Jesu in Berührung. Als ehemaliger Gefängnisseelsorger liegen ihm vor allem die Menschen am Herzen, denen viele aus dem Wege gehen. All sein Wirken läuft unter dem Motto: „franziskanisch unTerwegs“ Über Christi Himmelfahrt war ich mit ihm 3 Tage unterwegs, diesmal hatte er sich den Campingplatz Ecktannen als Begegnungsort ausgesucht.
Zuerst wird das Wohnmobil mit ein paar Lebensmitteln bestückt und mein Schlafplatz eingerichtet, dann setzt sich das Wohnmobil Baujahr 1996 in Bewegung. Es fährt gemächlich, so ein Wohnmobil entschleunigt. Herzlicher Empfang an der Rezeption, der Stellplatz wird zugewiesen.
Bruder Gabriel legt sehr viel Wert darauf, Wohnmobil und Stellplatz einladend zu gestalten: Ein großes Franziskusbild wird auf der Rückseite des Mobils heruntergelassen, kleine Blumenkästen dekorativ angebracht, das große franziskanische Tau positioniert, und ganz wichtig – die Handpuppen „Theophil und Axel“ bekommen ihren Empfangssessel.
Dann geht’s los, Gabriel grüßt alle, die vorbeikommen, mit Witz und einem Lächeln und schon ist das Gespräch da. Die Gespräche sind am Anfang ein Abtasten: Woher kommt ihr, was macht ihr …. Doch wenn man den Leuten zuhört, berühren sie bald Themen, die sie ganz persönlich bewegen. Hier entsteht dann der Raum, über Dinge zu sprechen, worüber sich die „Seele freut oder Sorgen macht“ – und schon sind wir im seelsorglichen Gespräch.
In diesen Tagen fühle ich mich wie ein Azubi, so ganz einfach ohne Rolle und mit nichts auf die Menschen zuzugehen, fällt mir selbst nicht leicht, doch mit Gabriel an der Seite geht das. Auf einem Campingplatz haben die Leute Zeit, sind offen für Neues. Wir begegnen Jungen und Älteren, einigen ist Kirche und Glauben noch vertraut, anderen überhaupt nicht mehr. Die meisten sind offen für ein Gespräch, doch es gibt auch Abweisung, da gehen wir dann weiter, aber ohne Groll.
Ich staunte, wie viele Camper wir schon nach nur 3 Tagen kannten. Das beflügelte Gabriel am Sonntag, der für viele der Abreisetag ist, mal was Neues auszuprobieren; nämlich an der Rezeptionsschranke im Habit Segenskarten zu verteilen. Hier steige ich erst mal aus, das ist mir zu ungewohnt, doch es klappte bestens, Gabriel verschenkte 120 Segenskarten an dem Morgen. Bei der Abfahrt machte ich dann mit und merkte: „Geht doch!“ (Lieblingsspruch von Gabriel).
Ja, wir waren franziskanisch unterwegs, im wahrsten Sinne des Wortes: Einfach, mobil, zu den Menschen hingehend, anstatt im Kloster auf sie zu warten. Eine Erfahrung, die bei mir noch nachklingen wird.