19.11.2021 Bruder Stefan Federbusch

Das reicht nicht!

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Oft ist das, was uns beschäftigt, uns sorgt und uns Angst macht, auch die Quelle für das, was jetzt dran ist. Mit dem Blick auf die Welt aus ihrer Perspektive kommentieren Franziskaner jeden Freitag, was sie wahrnehmen.


Bruder Stefan Federbusch

Die Welt muss auf Entzug. Nicht irgendwann – sofort! Doch die Kohlejunkies China und Indien verhinderten drastische und einschneidende Maßnahmen zur Reduktion von Kohlendioxid. So rückt das 1,5-Grad-Ziel in immer unerreichbarere Ferne. Es steht zu befürchten, dass die Emissionen klimaschädlicher Gase bis 2030 voraussichtlich weiter steigen, statt global um die Hälfte gesenkt zu werden. Die Industriestaaten sind nicht einmal bereit, konkrete Zusagen an die Entwicklungsländer für mehr Klimafinanzierung zu machen. So reiht sich auch die 26. UN-Klimakonferenz mit dem „Klimapakt von Glasgow“ nahtlos ein in die Serie völlig unzureichender Maßnahmen. Das drängendste Menschheitsproblem lässt sich so nicht lösen!

Und der Beitrag der Kirchen? Ende Oktober hat die Deutsche Bischofskonferenz ihren ersten Klima- und Umweltschutzbericht 2021 vorgelegt. Er offenbart Erfolge, aber auch einigen Nachholbedarf. „Wir nehmen unsere Verantwortung für die Schöpfung ernst. Als katholische Kirche sollten wir nicht im letzten Waggon sitzen, sondern nach Möglichkeit vorne mit dabei sein“, so Umweltbischof Rolf Lohmann.

Offensichtlich im falschen Wagen sitzen immer noch etliche Bischöfe. Dies legt zumindest der gerade veröffentlichte achte Dienstwagen-Check der Deutschen Umwelthilfe (DUH) unter den leitenden Geistlichen von evangelischer und katholischer Kirche nahe. Deren Dienstwagen stoßen durchschnittlich im Realbetrieb 190 Gramm CO₂ pro Kilometer aus und damit genau das Doppelte des in der Europäischen Union vorgeschriebenen Flottengrenzwerts von 95 Gramm. Spitzenreiter ist hier ausgerechnet der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz Georg Bätzing, der mit einem Diesel-Audi A8 auf einen realen CO₂-Ausstoß von 258 Gramm kommt. Dafür gab es von der DUH die Rote Karte. Für seinen Hildesheimer Bischofskollegen Heiner Wilmer ist ganz klar: „Voraussetzung eines glaubwürdigen Auftretens ist, dass man die Maßstäbe, die man vorträgt, auch bei sich selbst anlegt“.

Selbsterkenntnis ist der erste Weg zur Besserung. In diesem Sinne: nicht nur Bischöfe fahren Auto, nicht nur Bischöfe produzieren CO₂. Also: Empörung über das Versagen politisch Verantwortlicher ist richtig, eigenes konsequentes Handeln umso wichtiger.


Der Blick zurück, der Blick nach vorne, und der Blick nach innen.
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