Er ist ein bekannter Mann. Im ganzen Bistum Osnabrück und im Münsterland wird Pater Franz seit Jahrzehnten geschätzt – als Prediger, Gesprächsseelsorger, Vortragsredner, Referent für Spiritualität und ganz besonders als geistlicher Begleiter. Ein Franziskaner, dem es gelingt, das rechte Wort zu finden, Zusammenhänge herzustellen, Empfindungen aufzugreifen, Resonanz zu geben.
1941 in Struth (Thüringen) im Eichsfeld geboren wechselt der junge Franz 1954 mit weiteren Schulkameraden auf Empfehlung eines Lehrers aufs Franziskanergymnasium nach Wadersloh im Münsterland und 1955 dann ins Internat der Franziskaner im niederländischen Vlodrop im Bezirk Limburg. Nach dem Abitur 1962 entscheidet er sich – „Aufhören kannst du immer noch, fang erst einmal an“, – Franziskaner zu werden. Es folgen Noviziat, Theologiestudium und 1968 die Priesterweihe. Um Volksmissionare werden zu können, erbitten drei Brüder, zum Zusatzstudium der Predigtlehre (Homiletik) nach München gehen zu dürfen. Hier findet Pater Franz seine ganz besondere Berufung, der er bis heute treu geblieben ist: „Wissenschaft betrachtet den Bibeltext von außen, Predigt geht in den Text hinein, ich kann nur aus dem Text heraus reden. Das nenne ich die inwendige Perspektive.“
Von 1974 bis 2006 war Pater Franz Dozent für Homiletik an der Ordenshochschule der Franziskaner in Münster und darüber hinaus Prediger in Buldern. „Hier bekommt Predigt Hand und Fuß, hier bin ich mit den Menschen in Kontakt gekommen, auf Bauernhöfen, bei Pfarrfest und Kirmes, habe Schicksale von Menschen kennengelernt.“ 35 Jahre lang fährt er alle 14 Tage nach Buldern im Münsterland und predigt. Seit dieser Zeit begleitet ihn ein Wort von Bischof Klaus Hemmerle: „Lehre mich dich lernen, dein Denken und Sprechen, dein Fragen und Dasein, damit ich daraus die Botschaft neu lernen kann, die ich dir zu überliefern habe.“ Dieses Wort wird wegweisend für Pater Franz: den Menschen zu verstehen.
In Münster gründet er das Pastoralseminar, das er von 1979 bis 1999 leitet. „Ziel war es für mich immer, den Priester im Menschen und den Menschen im Priester auszubilden.“ Er entdeckt, wie wichtig Gesprächsführung für ihn wird – Training einer Haltung, Menschen darin zu begleiten, sich mit all dem, was sie sind, vor Gott zu stellen und zunehmend sie selber zu werden
Von 2001 bis 2019 ist Pater Franz „Geistlicher Direktor“ in Haus Ohrbeck, unserer katholischen Heimvolkshochschule im Bistum Osnabrück. In den 18 Jahren seines Wirkens ist er immer ein Lernender geblieben: als Referent in Ausbildungen zum Coach und Supervisor, für Notfallseelsorge und Trauerbegleitung und in der Begleitung von Bundeswehrpfarrern nach Einsätzen im Ausland. „Bei einer solchen Aufgabe bedarf es der Anregungen von außen und einer persönlich innewohnenden Neugier. „Priestersein geht nicht ohne Außenanregungen, ich kann nicht nur aus mir selbst heraus schaffen, ich brauche den Impuls von außen.“ Sein Interesse gilt der aktuellen Theologie. „Nach dem Konzil war eine solche Weite zu spüren, eine große Chance. Ich hätte nicht gedacht, dass wir noch mal so einen Rückfall in die Enge, Starre und Unbeweglichkeit und ein Festhalten an leer gewordenen Traditionen erleben würden.“
Erstveröffentlichung Zeitschrift Franziskaner / Sommer 2021