„Der moderne Mensch „läuft“ zu leicht „heiß“, Ihm fehlt zu sehr das Öl der Liebe“ schrieb der deutsche Dichter Christian Morgenstern schon zu Anfang des 20. Jahrhunderts.
Dieses Zitat birgt eine eigenartige Aktualität: Gewalt, Aggression, ein sich dem Gespräch verweigern – das erleben auch wir in unserer kleinen Welt des alltäglichen Lebens. Das bekommen wir tagtäglich auch in der weiten Welt von den Medien, der Politik und der Wirtschaft präsentiert.
Der moderne Mensch läuft gern schnell heiß, Wutbürgertum nennt man das. „Shitstorms“ auf der Ebene der schnellen Kommunikation. Bezeichnend und berührend, dass es vor über 100 Jahren auch nicht anders von Christian Morgenstern wahrgenommen wurde: Dem modernen Menschen „fehlt zu sehr das Öl der Liebe“.
Antonius von Padua war fasziniert vom Gedanken der Liebe Gottes, die ihn, 1220 als Augustiner Chorherren im Anblick der ersten franziskanischen Märtyrer so beeindruckte, dass er selbst Franziskaner wurde. Er war einer der großen Theologen seiner Zeit. Der erste Theologe der franziskanischen Tradition. Ein Kirchenlehrer. In jedem Jahr am 13. Juni feiern wir seinen Gedenktag.
„Arm dem armen Christus nachfolgen“
Ich bin heute immer noch beeindruckt von Mitbrüdern, die sich als hoch qualifizierte Wissenschaftler, Professoren, Bibelkundler, Kirchenrechtler, in ihren Fachgebieten einen geachteten Namen errungen haben, aber das einfache Leben in unserer Bruderschaft mittragen, mitgestalten, Brüder unter Brüdern sind. So ist auch Antonius einer von uns gewesen und er ist es geblieben. Für die Sorgen und Nöte der Menschen, die sich im anvertrauten, hatte er ein Ohr. Er konnte ihnen mit Rat und Gebet beistehen.
Antonius hat die Menschen inspiriert, gut zu sein
In einer Lebensbeschreibung des Heiligen Antonius lesen wir: „Die Fastenpredigten des Heiligen in Padua 1231 hatten sensationellen Erfolg. Die ganze Region schien wie umgewandelt: Schulden wurden erlassen, zerstrittene Familien versöhnten sich, Diebe gaben das gestohlene Gut zurück, Dirnen kehrten ins ehrbare Leben zurück, unrechtmäßige und überhöhte Zinsen wurden den Schuldnern zurückerstattet.“
Die Menschen kommen noch heute mit ihren Anliegen zum heiligen Antonius. Sie erbitten Gottes Nähe, Gottes Eingreifen in die Unbegreiflichkeiten ihrer Lebenswirklichkeit – und dürfen immer wieder erfahren: Wunder geschehen auch heute, in dieser so eigenwilligen Welt und Zeit.
Erbitten auch wir heute auf die Fürsprache des Heiligen Antonius besonders das Öl der Liebe für uns persönlich, für unsere Kirche und unsere Gesellschaft, damit wir nicht so schnell „heiß laufen“ angesichts der Sorgen und Nöte, der Menschlichkeiten und Schwächen in unserer Zeit, sondern weiter wachsen in der Liebe zu Gott, und den nächsten, und zu uns selbst.