21.11.2016 Pressemitteilung dok / www.orden.de

Ein Missionar der Barmherzigkeit schaut zurück

Pater Rafael Rieger zum Ende des Heiligen Jahres

Bruder Rafael Rieger war einer der von Papst Franziskus bestellten "Missionare der Barmherzigkeit".
Bruder Rafael Rieger war einer der von Papst Franziskus bestellten „Missionare der Barmherzigkeit“.

Papst Franziskus hat mit dem Verschliessen der Heiligen Pforte das Heilige Jahr der Barmherzigkeit offiziell beendet. Eine wesentliche Neuerung des vergangenen Heiligen Jahres waren die so genannten „Missionare der Barmherzigkeit“ – Priester, die mit besonderen Vollmachten betraut wurden und in den Diözesen wirken sollten. Einer von Ihnen ist der Franziskaner Bruder Rafael Rieger. Im Gespräch mit orden.de schaut er zurück auf seine Aufgabe.

Pater Rafael, Sie waren ein Jahr lang als Missionar der Barmherzigkeit unterwegs. Ist Deutschland in diesem Sinne ein Missionsland?

Papst Franziskus hat uns Missionare der Barmherzigkeit in alle Länder gesandt. Denn in gewisser Weise ist jedes Land immer „Missionsland”, so auch Deutschland heute. In jeder Generation muss die Frohe Botschaft neu allen Völkern verkündet werden. Der Glaube gleicht einem Feld, das jedes Jahr beackert und bestellt werden muss, um Frucht zu tragen. Was uns hierzulande von den klassischen „Missionsländern” in Afrika, Asien und Lateinamerika unterscheidet, sind unsere lokalen Traditionen und die unterschiedlichen Ressourcen, die wir zur Verfügung haben, vielleicht auch spezifische Defizite und Mangelerscheinungen. Um im Bild zu bleiben, könnte man sagen, hier in Deutschland haben wir viel technisches Gerät, aber (zu) wenig Arbeitskräfte.

Welchen Schwerpunkt haben Sie ihrer Sendung gegeben?

Der Schwerpunkt meiner Tätigkeit als Missionar der Barmherzigkeit lag auf der Beichtseelsorge. Dieses Tätigkeitsfeld habe ich mir nicht bewusst gesucht, sondern es ergab sich- einerseits aufgrund des Auftrags des hl. Vaters, andererseits aufgrund entsprechender Anfragen. Generell ist mir die Beichtseelsorge in meinem priesterlichen Dienst als Ordensmann sehr wichtig. In den meisten Pfarreien gibt es kein regelmäßiges Beichtangebot mehr, das nachgefragt wird. In unsere Klöster hingegen kommen nach wie vor viele Menschen zu Beichte und Aussprache. Diesem Bedürfnis sollten wir Ordensleute so weit möglich durch ein niveauvolles und zeitgemäßes Angebot entsprechen. Im Zweifelsfall sollten wir uns daher lieber von anderen Tätigkeitsfeldern zurückziehen.

Inwiefern hat aus ihrer Sicht das Heilige Jahr dazu beigetragen, das Thema Barmherzigkeit in die Öffentlichkeit zu tragen? Welche Menschen konnte die Kirche erreichen?

Durch das Hl. Jahr mit den vielen Aktionen und Gottesdiensten wurde, so denke ich, in der Öffentlichkeit ein positives Bild von Gott und seiner Kirche vermittelt. Barmherzigkeit ist eine Wesenseigenschaft Gottes. Durch den Dienst der Kirche, in Wort und Sakrament, können dies auch heute Menschen erfahren. Der Vatikan und die Bischofskonferenz haben Auswertungen des Hl. Jahres angekündigt. Dann wird sich vielleicht auch zeigen, ob bestimmte Gruppen und Milieus besonders angesprochen wurden. Persönlich halte ich die Effekte für eher begrenzt. Das Jahr der Barmherzigkeit war bei uns wohl kein Massenphänomen, das Kirche und Gesellschaft im Ganzen verändert hätte. Bei der Gebetsvigil zum Allerheiligenfest im Münchner Liebfrauendom, zu der ich als Missionar der Barmherzigkeit eingeladen wurde, habe ich viele junge Leute getroffen, was heutzutage in den regulären Sonntagsgottesdiensten doch eher die Ausnahme ist. Zur Beichte kommen bei mir immer wieder Menschen, die kirchlich sozialisiert wurden, aber schon seit Jahren nicht mehr beim Beichten waren. Einige sagten ausdrücklich, dass sie durch eine thematische Predigt oder durch einen Artikel in der Kirchenzeitung zum Jahr der Barmherzigkeit angestoßen wurden, ihre Schwellenangst zu überwinden.

Wie geht es nun für Sie weiter? Sind Sie fertig mit der Barmherzigkeit?

Durch das Ende des Hl. Jahres ändert sich für mich praktisch nichts. Meine besonderen Vollmachten als Missionar der Barmherzigkeit erlöschen zwar, doch der Auftrag geht weiter. Als Franziskaner möchte ich „nach der Form des hl. Evangeliums leben“ (hl. Franziskus, Testament) und Gottes Barmherzigkeit in Wort, Tat und Sakrament bezeugen.

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