Von Bruder Helmut Schlegel und Ricarda Moufang (Zentrum für christliche Meditation und Spiritualität, Frankfurt)

Feuer

Schöpfung: Wer staunt, fängt an zu glauben …

Wir laden Sie zu vier Schritten ein: staunen – hören – glauben – tun.

Feuer: Bild von Martin Jäger / pixelio.de
Feuer: Bild von Martin Jäger / pixelio.de

staunen

Ohne Feuer, ohne Wärme gäbe es kein Leben. Feuer: das aufregendste der Elemente! Man spricht vom Feuer der Leidenschaft, das einen Menschen verzehren kann, von glühender Liebe, aber auch vom glühenden Hass. Feuer ist das Element der Extreme, es ist etwas Kostbares, was der Mensch gut kontrollieren muss. Herd und Lagerfeuer mussten gehütet werden, dafür gab es eigens „Personal“, im Götterhimmel und auf der Erde. Prometheus, der griechische Gott, brachte das Feuer der Sage nach auf die Erde, und damit begann die menschliche Zivilisation. Kochen, heizen, aber – leider! – auch geplante Zerstörung wurden erst möglich, nachdem der Mensch gelernt hatte, Feuer zu machen und damit umzugehen.

Gleichzeitig können viele Menschen stundenlang vor einem prasselnden Kaminfeuer sitzen. Die tanzenden Flammen, das Farbenspiel von Rot, Gelb und Weiß, das leise Rascheln und gelegentliche Knacken beruhigen Seele und Geist.

Nicht zuletzt steht Feuer für Verwandlung. Im Feuer wird Metall geschmolzen und zu etwas Neuem geformt. Feuer steht auch für Reinigung, denn durch die Hitze werden Schlacken ausgeschieden, das reine Gold bleibt zurück. Auch der Mensch erlebt diese Läuterung. Über glühende Kohlen bin ich gegangen, sagt man oder, dass ein brennendes Leiden mich verändert, mich verwandelt hat. Begriffe wie Hölle und Fegefeuer kommen aus dieser Verbindung zwischen – schmerzhaftem – Feuer und Reinigung.

Feuer ist auch Licht. Vor der Erfindung der Elektrizität gab es nur Kerzenlicht. Jede Kerze hat eine kleine Flamme. Wie gerne schauen wir in das Licht von Kerzen, wie schön ist ein „Kerzenmeer“ in einer Kirche vor der Mutter Gottes oder vor der Pieta anzuschauen. Da ist das Feuer das Symbol für uns lieb gewordene Menschen. Jede kleine Flamme steht für eine konkrete Person.

Im Alltag ist das Feuer, besonders in unseren Breiten, immer präsent, denn wir müssen heizen. Verdrängt von komfortablen Zentralheizungen und Elektro- oder Gasherden, erleben wir es heute seltener. Der Trend zu mobilen Zimmerkaminöfen nimmt jedoch deutlich zu. Und das beliebte Grillen im Sommer ist auch ein Überbleibsel der ursprünglichen Kochmethode.

Feuer: ungreifbar, unberechenbar, unverzichtbar. Staunen wir über dieses Element mit Respekt! Wie stark ist doch das Wort, das Johannes der Täufer über Jesus sagt: »Er wird euch mit dem Heiligen Geist und mit Feuer taufen« (Lk 3,15). – Ja, Leben im Heiligen Geist ist ständige Läuterung und Verwandlung. Eine Feuertaufe eben.

hören

Eines Tages trieb Mose das Vieh über die Steppe hinaus und kam zum Gottesberg Horeb. Dort erschien ihm der Engel des Herrn in einer Flamme, die aus einem Dornbusch emporschlug. Er schaute hin: Da brannte der Dornbusch und verbrannte doch nicht. Mose sagte: Ich will dorthin gehen und mir die außergewöhnliche Erscheinung ansehen. Warum verbrennt denn der Dornbusch nicht? (…) Der Herr sagte: Komm nicht näher heran! Leg deine Schuhe ab; denn der Ort, wo du stehst, ist heiliger Boden. (Ex 3,1–5)

glauben

Mächtig bin ich unbeugsam stark und selbst der Mensch zollt mir Respekt,
wahrt Abstand.
Bereitet Speise sich an heißen Herden und freut sich am Brot,
das er duftend aus dem Ofen holt.
Mächtig bin ich unbeugsam stark,
doch nur ein Abbild deiner, der du ewig brennst,
dessen Liebe wärmt
und dessen Gerechtigkeit glüht.
Dein Lob singt das Spiel meiner Farben
und meine Flammen tanzen dir zur Ehre.
Lebendig loderndes Feuer
in meinem Herzen,
DU

tun

Die Heizung um ein Grad zurückdrehen – die Sonne spüren und genießen – für einen Menschen in Not eine Kerze anzünden – den Weg des Brotes meditieren – dem Prasseln eines Feuers zuhören – Gott im Symbol des Feuers erkennen – Stellen im Neuen Testament lesen, wo Jesus vom Feuer spricht.

 

Erstveröffentlichung Zeitschrift „Franziskaner“ Frühling 2014