In der Woche nach Pfingsten waren 50 Franziskanerbrüder aus der ganzen Republik nach Vierzehnheiligen zum Mattenkapitel gekommen. Mit dabei waren neben deutschen Franziskanern auch junge Brüder aus Brasilien, Bosnien, Indien und Kolumbien, die in Deutschland studieren und arbeiten. Das Mattenkapitel ist ein brüderlicher Austausch, der offen ist für alle Franziskaner, und regelmäßig alle drei Jahre in der Zeit zwischen den ordentlichen Kapiteln stattfindet. Diese Tradition begann bereits vor 800 Jahren in Assisi und wird bis heute gepflegt.
Thematisch stand die Ordensregel, deren 800-jähriges Jubiläum die Franziskaner in diesem Jahr feiern, im Mittelpunkt der Begegnung. Der heilige Franziskus, der die Regel verfasste, hatte streng ermahnt, diese Regel wörtlich zu nehmen und nichts hinzuzufügen oder zu interpretieren. Aber es gibt heute doch einigen Gesprächsbedarf, denn manches wird schlicht nicht mehr verstanden, oder das Verständnis hat sich über 800 Jahre verändert.
Was hat es mit dem Reitverbot auf sich? Warum werden Sarazenen erwähnt und wer sind sie? Wie verstehen wir tödliche Sünden? Warum sollte es verboten sein, Frauenklöster zu besuchen?
Von Montag bis Donnerstag waren die Brüder zusammen und haben gemeinsam gebetet, gegessen und diskutiert. Am Mittwochnachmittag stand dann ein Ausflug ins nahe Bamberg auf dem Programm. Führungen im Dom und in den Sandsteinstollen unter der Stadt wurden angeboten, bevor bei bestem Biergartenwetter auch das lokale Kellerbier gekostet wurde.
Auch wenn die Ordensregel des heiligen Franziskus an manchen Stellen heute einer Erklärung bedarf, so waren die Brüder doch begeistert, wie viele gute Ideen und wie viel Weisheit darin steckt. Denn, sie ist keine „Vorschrift“, sondern eine nach dem Leben aufgeschriebene „Nachschrift“, eine erprobte Empfehlung, dem Evangelium zu folgen.