06.09.2024 Deutsche Franziskanerprovinz / Pressemitteilung

Franziskaner geben Sammlung an den LWL

Eine gelungene Kooperation auf dem Feld des Kulturgutschutzes

Sammlung zur Kultur indigener Völker in Brasilien. Bild von Archiv Deutsche Franziskanerprovinz.

Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) will die Sammlung des ehemaligen Museums Forum der Völker in Werl zum 31. März 2025 übernehmen. Das haben am 4.9.2024 die Abgeordneten im LWL-Kulturausschuss in Bocholt empfohlen. Über die Übernahme entscheidet im LWL endgültig sein Landschaftsausschuss am 24. September.

Der Franziskanerorden betrachtet diese Lösung für die Sammlung des ehemaligen Missionsmuseums als eine gelungene Kooperation auf dem Feld des Kulturgutschutzes: „Durch die Zusammenarbeit mit dem LWL als einem starken kommunalen Partner wird es möglich, ein kulturelles Erbe für die nachfolgenden Generationen zu bewahren, das wir selbst auf Zukunft weder halten noch erschließen könnten“, erklärt Bruder Damian Bieger als Vertreter der Deutschen Franziskanerprovinz.

Der LWL verfolgt dabei das Konzept der „Sammlung ohne Haus“. Bei diesem Konzept hat die Sammlung kein eigenes Museum. Innerhalb des LWL wird die Sammlung dem LWL-Museum für Kunst und Kultur in Münster mit dem dazugehörigen LWL-Preußen-Museum in Minden zur weiteren fachlichen Erforschung, Nutzung und Pflege übertragen.

„Die Sammlung ist die einzige historisch-ethnologische Sammlung von nationalem Rang in Westfalen. Sie ist so relevant, dass sie im kulturellen Kreislauf erhalten und der Öffentlichkeit weiterhin zugänglich bleiben sollte“, so Dr. Georg Lunemann, der Direktor des LWL. „Museen aus dem In- und Ausland, besonders aber aus der Region Westfalen-Lippe, können die Sammlung künftig für vielfältige Ausstellungskontexte nutzen. Zudem soll die Sammlung online gestellt werden, um dauerhafte Forschung zu ermöglichen.“

Die Sammlung der Franziskaner umfasst insgesamt 15.000 Objekte. Die größte Objektgruppe mit 7.650 Einzelstücken stammt aus Ostasien, 2.000 Objekte sind aus Afrika, 1.200 aus Amerika und mit jeweils ca. 1.100 Objekten etwa gleich viele aus dem vorder- und mittelasiatischen Raum und Ozeanien. „Als ‚Sammlung ohne Haus‘ werden zahlreiche der bedeutendsten Objekte der Sammlung in die Dauerausstellungen verschiedener Häuser des LWL, vorrangig des LWL-Museums für Kunst und Kultur in Münster und des LWL-Preußen-Museums in Minden integriert. So treten die Museumsobjekte in einen Dialog mit anderen Kulturen und weiten den Blick der Museumsgäste“, so LWL-Kulturdezernentin Dr. Barbara Rüschoff-Parzinger. „Darüber hinaus gehen einige dieser aussagekräftigen Exponate auch in das LWL-Freilichtmuseums Detmold, in das LWL-Museum für Naturkunde in Münster und in das LWL-Textilwerk Bocholt.“

Dabei liege der Gesamtauftrag der Nutzung, Vermittlung und Pflege beim LWL-Museum für Kunst und Kultur, weil dort die anspruchsvollen Aufgaben professionell bewältigt werden können und restauratorische Kompetenz und Werkstätten vorhanden seien. Die inhaltlich-kuratorische Leitung solle dem damit verbundenen LWL-Preußenmuseum in Minden übertragen werden. Die Provenienzforschung, die prüft, ob die Objekte rechtmäßig in die Sammlung gelangt sind, ist bereits angelaufen.

 

Exponate afrikanischer Skulpturen. Bild von Archiv Deutsche Franziskanerprovinz.

Hintergrund

Die Deutsche Franziskanerprovinz mit Sitz in München hat im Herbst 2019 ihr Kloster in Werl aufgegeben, zu dem auch das missionsgeschichtliche Museum „Forum der Völker“ gehörte. Diese Entwicklung war lange angekündigt. Das LWL-Museumsamt hat deshalb von 2014 bis 2018 das Museum und seinen Träger beraten. Die geplante Übernahme von Sammlung und Immobilien durch ein Public-Private-Partnership in eine Stiftung hatte sich 2021 zerschlagen. Im Frühjahr 2022 äußerte die Deutsche Franziskanerprovinz den Wunsch, die Sammlung an den LWL zu übertragen. Im Rahmen einer durch das Land NRW finanzierten Machbarkeitsstudie stellte sich heraus, dass die Ertüchtigung des Bestandsgebäudes und eine damit verbundene Fortführung des Museumsbetriebes in der Stadt Werl nicht mit wirtschaftlich vertretbaren Kosten verbunden wäre.

Der LWL im Überblick

Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen sowie zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.


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