Was lässt sich alles aus einem aufgegebenen Kloster machen? Die Antwort erhielten 22 Brüder beim Begegnungstag am 20. April 2023 in Wiedenbrück. Im Jahr 2020 hatten die letzten drei Brüder das dortige Franziskanerkloster verlassen und eine Genossenschaft das Gelände samt Kloster übernommen. Wie groß das Interesse vor Ort ist, zeigt sich an der Entwicklung der Mitgliederzahlen. In Kürze wird die Genossenschaft das 1.000 Mitglied begrüßen können. Im März 2023 gab es 993 Genossinnen und Genossen. Am Begegnungstag waren es die Hauptmatadoren und Antriebskräfte, die die Brüder begrüßten, durch Haus und Garten führten und über die Aktivitäten der Genossenschaft informierten: Sonja und Michael Rakete. Die Genossenschaft wurde Anfang 2020 gegründet, um die Klosteranlage zu erhalten und als soziale und kulturelle Begegnungsstätte zu gestalten. Gefördert werden soll das bürgerschaftliche Engagement. Wie sehr das gelungen ist, verdeutlichen die Aktivitäten. Neben 352 eigenen Veranstaltungen gab es im vergangenen Jahr 520 Aktivitäten anderer Akteure. Zu den eigenen Aktivitäten zählten 60 Klosterführungen. An klösterlicher Tradition können das alte Refektorium, ein Zimmer eines Bruders und die Bibliothek angeschaut werden. Fast 16.000 Menschen wurden im Kloster und im Garten gezählt, der gerade eine Farbenpracht durch 1.400 im Herbst gesetzte Blumenzwiebeln (Osterglocken, Tulpen und Hyazinthen) bot. Mehr als 13.000 Stunden Unterstützung durch Freiwillige und Ehrenamtliche sind eine beeindruckende Bilanz. Das aktuelle Erfolgsrezept liegt auch daran, dass im wahrsten Sinne des Wortes „Räume eröffnet“ und Möglichkeiten des Mitmachens geboten werden. DANKE an alle, die sich engagieren und dafür sorgen, dass das Kloster so vielfältig genutzt wird! In 9 verschiedenen Teams wird geplant und gestaltet, etwa im Bereich des Klosterladens, in dem an jedem Samstag auch eigene Produkte verkauft werden. Zu den Arbeitsbereichen gehört auch das Gästehaus, das nach der Corona-Pandemie im vergangenen Jahr 30 Gruppen Platz bot. Für dieses Jahr sind bereits 40 Gruppen angemeldet. Im Kloster selber haben verschiedene Institutionen ihre Heimat gefunden: eine AWO U3-Kindergruppe, das Standesamt (zeitweise), der NABU, der Gewerbeverein, der Heimatverein, die Deutsche Rheuma-Liga, der integrationsrat, der Seniorenbeirat u.a. Genossenschaftszweck ist auch die Erinnerung und das Gedenken an die Franziskaner. So verbindet sich Tradition mit neuen Ansätzen, die Werte aufgreift, die die Franziskaner gepflegt haben, etwa Offenheit und Gastfreundschaft sowie die Liebe zur Schöpfung.
Am 28. Juni 2020 wollten sich die Brüder nach 370 Jahren der Präsenz in Wiedenbrück von der Bevölkerung verabschieden. Angesichts des Lockdowns im Landkreis Gütersloh dürften damals keinerlei öffentliche Gottesdienste gefeiert werden. Der Dank für die große Verbundenheit konnte nur schriftlich erfolgen. Umso erfreulicher war es, dass nun diese Begegnung möglich war.
Für einige Brüder war es ein besonders spannendes Wiedersehen, da sie einige Zeit zum Kloster in Wiedenbrück gehörten, das einige Jahre auch Noviziatshaus war. Begonnen hatte der Begegnungstag mit einer Eucharistiefeier in der Klosterkirche, der Martin Lütticke vorstand. Er war als Noviziatsleiter für die Ausbildung der jungen Brüder zuständig. Assistiert wurde er von Ortspfarrer Reinhard Edeler, der betonte, dass es schmerzhaft sei, die Brüder begrüßen zu müssen, weil das heißt, dass sie nicht mehr da sind, und dass es erfreulich sei, die Brüder begrüßen zu dürfen, wenn sie wieder einmal zu Gast sind. So wie der Tag in der Klosterkirche begann, endete er auch dort mit einer Vesper, die von Provinzialminister Markus Fuhrmann geleitet wurde. Nach dem Mittagessen hatte er die anwesenden Brüder über Neuigkeiten aus der Provinz informiert. Zwischendrin gab es Zeit zum Gespräch unter den Brüdern. Die nächste Gelegenheit dazu wird beim Mattenkapitel in der Pfingstwoche in Vierzehnheiligen sein. Zudem gibt es noch einen Tag der Jubiläen im Oktober und einen brüderlichen Begegnungstag im Dezember.