04.12.2017 Franciscans Interntional

Frauen im Licht der Menschenrechte

Eine Adventsreflektion der franziskanischen Menschenrechtsorganisation „Franciscans International“

Der Advent ist eine Zeit der Vorfreude. Traditionell zünden wir vier Kerzen an, eine für jede Woche, die wir – auf Weihnachten wartend – verbringen. Von Maria von Nazareth abgesehen, erzählt uns das Matthäusevangelium von vier weiteren Frauen im Stammbaum Jesu. Der Evangelist entschied sich dafür, diese Frauen zu erwähnen, obwohl deren soziale Stellung und gesellschaftliches Ansehen in der damaligen Zeit nicht positiv war: sie sind Ausländerinnen, Prostituierte und Witwen.

Diese vier Frauen sind nicht die stattlichen Matriarchinnen, wie beispielsweise Sarah und Rebekka, die sonst in der Bibel beschrieben werden. In traditionellen Lesungen wurden vor allem die Ungereimtheiten ihrer Situationen beleuchtet.

Tamar gab vor, eine Prostituierte zu sein und wurde so von ihrem Schwiegervater mit Zwillingen schwanger. Mit ihrer Hingabe sorgte sie für das Fortbestehen von Judahs Stammbaum. Rahabs Geschichte ist ein Aufruf für die Anerkennung von gleichen Rechten und Würde für Frauen und Mädchen. Bild von UNHCR/Saiful Huq Omi

Diese wörtlichen Lesungen wurden allerdings durch die Augen des Patriarchates gesehen, wobei das Risiko entsteht, dass die Kernaussage des Evangeliums nicht erkannt wird. Stattdessen müssen die Geschichten von Tamar, Rahab, Rut und Batseba kritischer betrachtet werden. Wenn man die Unterdrückung und Ungerechtigkeiten bedenkt, die Frauen traditionell erfahren, dann können wir ihre Geschichten in einem neuen Licht sehen und stärker wertschätzen.

Rut ist eine Emigrantin. Sie zeichnet sich durch ihre Treue zu ihrer Schwiegermutter Naomi aus. Batseba wurde zum Gegenstand der Begierde König Davids, der, um sie besitzen zu können, ihren rechtmäßigen Ehemann Urija an die vorderste Kriegsfront stellt, damit er im Kampf getötet wird. Bild von UNHCR/Saiful Huq Omi

Wie viele Frauen in der Heiligen Schrift, werden auch heute noch unzählige Frauen unterdrückt und ungerecht behandelt. Menschenrechtsverletzungen haben eine Geschlechtskomponente und betreffen überwiegend Frauen auf der ganzen Welt. Wenn man die Geschichten von Tamar, Rahab, Rut und Batseba mit Rücksicht auf die heutigen Menschenrechtsprobleme betrachtet, sieht man wie relevant die Botschaft des Evangeliums heute noch ist.

In einer scheinbar unendlich dunklen Welt sind ihre Geschichten Hoffnungsbringer und ein Ausblick auf die Gerechtigkeit, die kommen wird.

„Heiliger Vater, wie die Adventskerzen die Dunkelheit vertreiben, so sollst auch Du das Dunkel von Ungerechtigkeit und Unterdrückung vertreiben.“
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Adventsgebet

Heiliger Vater,
wie die Adventskerzen die Dunkelheit vertreiben,
so sollst auch Du das Dunkel von Ungerechtigkeit und Unterdrückung vertreiben.
Wir danken Dir für Tamar, Rahab, Rut und Batseba,
durch die Du uns den Weg zu Deinem Sohn erleuchtest.

Gott der Armen,
gib uns die Großmütigkeit des Herzens um für die zu sorgen,
die durch extreme Armut belastet sind. –
Öffne Deine Augen für die Quellen der Ungleichheit und die Ungerechtigkeit unter den die Frauen überall auf der Welt leiden.

Gott der Freiheit,
gib uns das Selbstvertrauen,
um für die Befreiung derer zu kämpfen,
die gefangen sind von heutiger Sklaverei. –
Gibt uns den Mut,
die Rechte unserer Schwestern zu verteidigen,
die durch sexuelle Ausbeutung und Frauenhandel erniedrigt wurden.

Gott der Gerechtigkeit,
gib uns Kraft die Reise unserer migrierenden und flüchtenden Schwestern und Brüdern zu begleiten. –
Inspiriere uns dazu, die Barrieren abzubauen,
sowohl die Mauern an den Grenzen, als auch die Mauern um unsere Herzen,
die gebaut sind aus Fremdenfeindlichkeit,
Rassismus und Angst.

Gott der Gnade,
gib uns das Mitgefühl um die zu trösten,
die wegen sinnloser Gewalt trauern. –
Mögen wir lernen den Wert allen Lebens zu schätzen,
besonders das Leben derer,
die als minderwertig angesehen werden auf Grund ihrer Hautfarbe,
ihres sozialen Status oder ihrer Abhängigkeit.

Entflamme unsere Herzen mit Deiner Gerechtigkeit,
während wir freudig und erwartungsvoll auf Dein Kommen hoffen.

Lassen sie sich beschenken von dieser Adventsreflektion.

Zur persönlichen Reflektion oder als Impuls für Gebetsgruppen und Gemeinden.


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