Der Andrang war groß, die Kirche bis zum letzten Platz gefüllt. Rund 400 Menschen kamen zur Uraufführung des Oratorium „IL CANTICO – Francesco von Assisi und die Geschichte des Sonnengesangs“ (Texte: Helmut Schlegel, Musik: Peter Reulein) in die Frankfurter Liebfrauenkirche.
Das Oratorium belässt es nicht dabei, den Sonnengesang in einer neuen musikalischen Variante vorzustellen, es zeichnet die historischen Linien der Entstehung ebenso wie die existentiellen Erfahrungen von Franziskus.
Schon die ersten Biografien bezeugen, dass er ein Mensch war, der alle Höhen und Tiefen des Menschseins durchlebt hat: Krieg und Frieden, menschliche Freundschaft und Enttäuschung, Zuversicht und Schwermut, Gottesnähe und -ferne. Gerade darum finden Menschen unseres Jahrhunderts ihr Ringen und Suchen in seiner Geschichte wieder.
Ein Grund, im Oratorium IL CANTICO nicht nur die heiteren Dur-Töne es Sonnengesangs anklingen zu lassen, sondern auch Themen wie Depression, Kriegsängste, Kirchenfrust und Gottesferne. Ein Grund auch, in der Geschichte von damals Themen und Erfahrungen von heute zur Sprache zu bringen: die Kriege in Osteuropa und im Nahen Osten, die Sehnsucht nach einer geistlichen Erneuerung der Kirche, die Suche nach einer gemeinsamen Basis der Religionen, der Kampf gegen die Zerstörung der Erde.
Am Samstag, 5. Oktober 2024, wurde das gut 90-minütige Werk in der Frankfurter Liebfrauenkirche mit dem Vocalensemble Liebfrauen und dem Kammerorchester Collegium Musicum Liebfrauen (mit großer Percussion-Sektion) aufgeführt. Als Solisten wirkten mit: Tara Daphne Bethke (Sopran, Chiara), Sebastian Munsch (Tenor, Francesco) und Christoph Kuhn (Bass, Sultan Muhammad al-Kamil). Die musikalische Leitung hatte der Komponist und Regionalkantor Peter Reulein. Mit langanhaltendem Applaus zeigten die Besucherinnen und Besucher ihre Begeisterung für das Werk.