Dieses Heft „tanzt etwas aus der Reihe”: wenn ich sonst versuche, von verschiedenen Sachen aus verschiedenen Regionen des Heiligen Landes etwas zu berichten, soll dieses Mal nur Syrien im Mittelpunkt stehen. Schon seit einigen Jahren sind es immer nur einzelne Meldungen und meist hängen diese zusammen mit den furchtbaren Kriegseinwirkungen der letzten Jahre. Immer wenn wir aus Syrien berichten konnten, zeigte sich auch die Großzügigkeit unserer Leser: Vergelts Gott dafür!
Besonders für Aleppo wurde viel gespendet und so können die Mitbrüder dort ganz wichtiges für die „Kinder des Krieges” leisten. Doch die Arbeit der Franziskaner beschränkt sich nicht allein auf die Stadt Aleppo: ein zweites Zentrum unserer Arbeit ist Damaskus und als dritte Region könnte man den Norden mit seinen christlichen Dörfern und Latakia sehen.
In der Woche nach Ostern hatte ich die Gelegenheit, die Mitbrüder in Syrien zu besuchen und mich besonders über ihre Situation in Damaskus und in den Dörfern des Nordens zu informieren. Davon möchte ich Ihnen in diesem Heft berichten. Gleichzeitig möchte ich Ihnen die christlichen Erinnerungsstätten in Damaskus vorstellen, die mit dem Leben des Völkerapostels Paulus zusammenhängen. Es wird also ein Reisebericht, angereichert mit grundlegenden Informationen. Am Osterfest 2019 beklagte der syrisch-orthodoxe Patriarch Ignatius Aphrem II. die Sanktionen der EU und USA gegen Syrien als „illegal und ungerecht”. Bei der feierlichen Liturgie am 28. April, dem orthodoxen Osterfest in der Kathedrale in Bab Touma (christliches Viertel von Damaskus) betete der Patriarch um Frieden in Syrien und im ganzen Nahen Osten.
In diesen wenigen Tagen in Syrien waren das die beiden Hauptthemen: Frieden für den Nahen Osten und Gerechtigkeit – und die Tatsache, dass die Christen des Abendlandes ihre Brüder im Orient scheinbar vergessen. Darum soll die christliche Geschichte Syriens und die momentane Lage der Christen dort Thema sein. Wenn es auch momentan noch schwierig ist, Syrien zu besuchen, so wollen wir diesen Teil des Heiligen Landes nicht vergessen.
Gern möchte ich in diesem Heft Ihnen, den Lesern, von diesen beeindruckenden Tagen in Syrien erzählen. Etwas besonderes war es, dass wir, drei Franziskaner und ein Weltpriester, gemeinsam unterwegs waren und damit viele Dinge sehen und manchen Checkpoint schneller passieren konnten.Die historischen Hintergründe des Artikels über Syrien sind der alten Version des Buches „Im Land des Herrn” von P. Heinrich Fürst entnommen, die Recherchen hierfür stammen von P. Gregor Geiger.
Wie wichtig unser Beitrag dazu sein kann, möchte ich an einem Beispiel verdeutlichen: ein kleines christliches Dorf an der syrisch-türkischen Grenze im Rebellengebiet: Yacoubieh. Einstmals ein christliches Dorf mit über 4000 Christen, seit über 100 Jahren versehen die Franziskaner dort die Seelsorge, gründeten christliche Schulen für Mädchen und Buben und kümmerten sich um alle sozialen Belange. Jetzt liegt das Dorf im Rebellengebiet und es sind gerade 60 Christen geblieben. Kreuze und Heiligenfiguren mussten mit dem Einzug der Rebellen entfernt werden. Es ist für einen einzelnen Pater nicht einfach in dieser Umgebung zu leben und zu arbeiten. Die Franziskaner aber sind bei den verbliebenen Christen geblieben, um die sich sonst niemand kümmert. Dass die wenigen Christen in Yacoubieh nicht flüchten müssen oder zum Islam konvertieren, das verdanken sie ihrem „Abbounah” und der Hilfe aller Freunde und Wohltäter, die die franziskanische Arbeit der Kustodie des Heiligen Landes unterstützen.
Themen
- Die ersten Franziskaner im Hl. Land
- Syrien, Geschichte und Gegenwart
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Kommissariat des Heiligen Landes
Br. Petrus Schüler OFM
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