14.04.2023 Bruder Stefan Federbusch

Cannabis-Legalisierung – der richtige Weg?

<> Der Kommentar der Woche

Oft ist das, was uns beschäftigt, uns sorgt und uns Angst macht, auch die Quelle für das, was jetzt dran ist. Mit dem Blick auf die Welt aus ihrer Perspektive kommentieren Franziskaner jeden Freitag, was sie wahrnehmen.


Bruder Stefan Federbusch

Wie viel Staat muss sein, wie viel Eigenverantwortung ist sinnvoll angesichts der Tatsache, dass die Bürgerinnen und Bürger vieles konsumieren, obwohl sie wissen, dass es gesundheitsschädlich ist. Dass sie rauchen, Alkohol trinken und andere Drogen nehmen, obwohl die Folgen hinlänglich bekannt sind und auf Kosten der Allgemeinheit gehen. Wie soll sich ein Staat verhalten, dessen jahrzehntelange Drogenpolitik laut Bundesgesundheitsminister „gescheitert“ ist, weil sich der Drogenkonsum durch Verbote und Strafverfolgung nicht zurückdrängen ließ? Ist die Legalisierung von Cannabis und der Eigenanbau der rund 200 Tonnen, die jährlich in Deutschland benötigt werden, da der richtige Weg? Auch im Sinne des Kinder- und Jugendschutzes?

Klar ist, dass eine Tabuisierung selten hilft und die Neugier nur vergrößert. Ebenso klar ist, dass ein nur theoretisches Wissen um die Risiken, Gefahren und Folgewirkungen zwar ein Schutz sein kann, aber nicht der einzige Ansatz bleiben darf. Klar ist, dass auch weiterhin wider besseres Wissen Drogen konsumiert werden. Letztlich geht es um die Frage, warum Menschen so handeln. Weil es gesellschaftlich toleriert, ja gar gefördert wird und einfach dazugehört, ist ein Aspekt. Konsum, um selbst dazuzugehören. Dass es einfach schmeckt und die Freude am Leben erhöht, mag von manchen genannt werden. Die Kehrseite lautet, dass Drogen dabei helfen sollen, den Alltagsstress zu mindern und die Herausforderungen und Probleme zu lösen, mit denen sich viele überfordert fühlen… und mit der vermeintlichen Lösung in eine Spirale der Abhängigkeit geraten. Mit der Selbstbestimmung mündiger Bürgerinnen und Bürger ist es dann nicht mehr allzu weit her. Menschen präventiv zu stärken, dass sie ihre Probleme ohne Drogen lösen können, sollte primärer Aspekt einer staatlichen Drogenpolitik sein.

Letztlich bleibt es ein Spagat zwischen staatlichen Verboten und Eigenverantwortung. Es wird keine für alle befriedigende Lösung geben, wie der Blick in die Länder zeigt, die bereits Erfahrungen mit einer Legalisierung haben. Ich würde aus der Perspektive eines Nichtkonsumenten dem mit dem Paradigmenwechsel in der deutschen Drogenpolitik eingeschlagenen Weg eine Chance geben, um zu klären, ob die beschlossenen Maßnahmen tatsächlich einen besseren Schutz sowohl für Jugendliche als auch für Erwachsene bieten als die bisherigen Regelungen.


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Ein Kommentar zu “Cannabis-Legalisierung – der richtige Weg?

  1. Lieber Bruder Stefan

    Vielen Dank für Deinen Wochenkommentar. Es ist in der Tat ein interessantes, aber sehr kontrovers diskutiertes Thema. Gleich vorweg: Eine Freigabe von harten Drogen wie Crack, Heroin usw. darf es meiner Meinung nach nicht geben. Aber ich bin für eine Freigabe von Cannabis – für die medizinische Anwendung. Zwar gibt es bereits CBD-Öl frei erhältlich, für Mensch und Tier. Das ist ein erster Schritt. Nur sehe ich es als jemand, der sich mit dem Thema Naturheilkunde und Heilpflanzen auseinersetzt, als ein unzureichendes Mittel an. Der THC-Anteil (also der Rausch auslösende Teil) ist zu gering als dass eine wirklich medizinisch nachweisbare Wirkung erreicht werden kann. Es geht dabei nicht um den Rausch, sondern um die (muskel)entspannende und schmerzlindernde Wirkung. Nur beide Wirkstoffe zusammen sind meines Erachtens erst richtig wirksam. So ist die Pflanze BEschaffen und so hat sie Gott GEschaffen. Ja, so sehe ich das. Denn Gott hat ja die gesamte Natur erschaffen in ihrer grossen Vielfältigkeit, zu der auch die Giftpflanzen gehören. Und bereits Paracelsus sagte, dass die Dosis das Gift macht. So ist es auch mit Cannabis. Allerdings habe ich etwas gegen eine rekreative Anwendung. Und noch mehr fehlt mir das Verständnis, wenn morgens jemand auf dem Weg zur Arbeit oder zur Schule in die S-Bahn steigt und bereits den ersten Joint geraucht hat.
    Nochmals zurück zu den eingangs erwähnten harten Drogen. Der Missbrauch und die dadurch entstehenden gesundheitsschädlichen Folgen gehen – wie Du richtig sagst – zu Lasten der Allgemeinheit. Wie in vielen anderen Bereichen würde hier nur der Weg über den Geldbeutel eine Wirkung haben. Wer aufgrund von Drogenmissbrauch ärztliche Behandlung benötigt, muss diese aus eigener Tasche bezahlen. Allerdings spricht nichts dagegen, dass die Allgemeinheit mit den Krankekassenbeiträgen auch diejenigen unterstützt, die am Rande des Existenzminimums leben (man schaue sich z.B. nur einmal die Zähne dieser Menschen an, dann weiss man, was Armut auch bedeutet!).

    Der Kampf gegen Drogen ist wohl auch deshalb nicht zu 100% erfolgreich, weil die Justiz mit ihren Kuschelurteilen dafür sorgt, dass die Kriminellen keine Angst vor einer Festnahme haben. Es beginnt doch schon bei den Kleindealern, die heute gefasst und spätestens morgen schon wieder an der gleichen Stelle auf der Strasse oder im Park stehen und munter weiter Drogen verkaufen. Das muss für die Polizei eine wahrlich wunderbare Motivation sein, sich in diesem Bereich ein Bein auszureissen. Da schaut man dann lieber weg anstatt einzugreifen.

    An die Eigenverantwortlichkeit zu appellieren hört sich gut an. Aber mal ehrlich: Ein Alkoholiker, ja, auch ein Raucher hat doch schon Probleme den Konsum einzuschränken. Wie soll das dann erst bei den harten Drogen aussehen? Und hat man aufseiten der Freigabebefürworter einmal darüber nachgedacht, was die Eltern von Schulkindern davon halten, wenn dann die Dealer ganz legal ihre „Ware“ vor den Schulen anbieten? Denn darauf läuft es doch hinaus.

    Für mich ist die Freigabe aller Drogen eine unausgegorene Idee. Ich sehe darin sogar eher den ersten Schritt in den Abgrund einer Gesellschaft.

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