Oft ist das, was uns beschäftigt, uns sorgt und uns Angst macht, auch die Quelle für das, was jetzt dran ist. Mit dem Blick auf die Welt aus ihrer Perspektive kommentieren Franziskaner jeden Freitag, was sie wahrnehmen.
Neulich unterhielt ich mich mit einem Freund über die Haltung der katholischen Kirche zu verschiedenen Fragen der Sexualmoral. „Sex ist doch was Schönes!“, meinte er schließlich. „Ich verstehe nicht, was es daran zu kritisieren gibt, wenn zwei Menschen im Konsens miteinander Sex haben und das Leben feiern…“
„Das Leben feiern“ – Der Ausdruck blieb mir in Erinnerung. Er gefällt mir. Denn er bringt Freude und Weite in eine Diskussion, die in unserer Kirche seit Jahrzehnten festgefahren und moralisch verhärtet ist. Und das bei einem Thema, das jeden Menschen betrifft.
Vom 30. September bis zum 2. Oktober tagt in Frankfurt die 2. Synodalversammlung des Synodalen Wegs der Katholischen Kirche in Deutschland. Dem Plenum liegt unter anderem ein Dokument des Synodalforums IV „Leben in gelingenden Beziehungen – Liebe leben in Sexualität und Partnerschaft“ vor.
Die Verfasser:innen erkennen die riesige Diskrepanz zwischen den Normen der kirchlichen Sexuallehre einerseits und den sexuellen Erfahrungen der meisten Menschen andererseits. Sie plädieren dafür, menschliche Sexualität als eine „von Gott geschenkte, grundsätzlich positive Lebenskraft“ zu begreifen (S. 10). „Sie ist vielstimmig: Sie umfasst die lustvolle Erfahrung der eigenen wie der anderen Person, ist Quelle neuen Lebens sowie Ausdruck vertrauensvoller Beziehungen, die Freude am Anderen und Geborgenheit vermitteln“ (S. 15). Sexualität wird im Zusammenhang mit der Würde der Person als Ebenbild Gottes gesehen. Zur Würde der Person gehöre auch das Recht auf sexuelle Selbstbestimmung sowie die „Achtung der sexuellen Identität – unabhängig des Alters oder der jeweiligen sexuellen Orientierung“ (S. 11).
Mich freuen die inhaltlichen Akzente, die in diesem Papier gesetzt werden. Sie lassen hoffen, dass sich tatsächlich etwas bewegen könnte in der Diskussion um eine Neuausrichtung der katholischen Sexualmoral in Richtung einer menschenfreundlichen Beziehungsethik. Sollten sich diese Impulse durchsetzen, so ginge vom Synodalen Weg die Botschaft aus, dass die Verkündigung der katholischen Kirche Menschen dazu ermutigt, selbstbestimmt, verantwortlich und froh miteinander das Leben zu feiern. – Das wäre doch schön, oder?
Der Blick zurück, der Blick nach vorne, und der Blick nach innen.
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