Oft ist das, was uns beschäftigt, uns sorgt und uns Angst macht, auch die Quelle für das, was jetzt dran ist. Mit dem Blick auf die Welt aus ihrer Perspektive kommentieren die Franziskaner jeden Freitag, was sie wahrnehmen.
Es sind verstörende Bilder, die uns in der letzten Zeit in den Nachrichten begegnet sind:
In der Hauptstadt Brasiliens stürmen Menschen Gebäude im Regierungsviertel. Anhänger des Ex-Präsidenten Bolsonaro ‚protestieren‘ auf diese Weise gegen den Machtwechsel.
Gleichzeitig beschäftigt die deutsche Politik immer noch die Gewaltausbrüche in der Silvesternacht in Berlin und anderswo, als Menschen mit großer Gewalt gegen Feuerwehr, Polizei und Rettungskräfte vorgegangen sind.
Und in diesen Tagen sehen wir Bilder von der Räumung des Dorfes Lützerath, wo Menschen gegen den Abriss des Dorfes als Folge des gefundenen Kompromisses zum Braunkohleabbau ‚protestieren‘.
Es sind sehr unterschiedliche Ereignisse, die ich nicht in einen Topf werfen möchte, vor allem, was die Motive der beteiligten Personen angeht. Aber dennoch: Bei allen drei Ereignissen sehen wir Bilder, wo protestierende, teilweise randalierende Menschen gegen Polizei und andere Ordnungskräfte auftreten. Das Misstrauen gegen den Staat und seine Organe, die Nicht-Akzeptanz von demokratisch getroffenen Entscheidungen und die Ablehnung von Gruppen, deren Aufgabe es ist, diese Ordnung durchzusetzen, scheint mir etwas zu sein, dass sich durch alle aufgezählten Ereignisse durchzieht. Zum Teil wird dieser ‚Protest‘ mit großer Gewalt und Brutalität und mit radikaler Konsequenz durchgezogen.
Ich bin dankbar, dass ich in einem Land lebe, in dem ich frei meine Meinung sagen kann. Ich bin dankbar, dass es bei uns die Möglichkeit zu friedlichen Protesten und Demonstrationen gibt. Ich glaube, dass die Staatsform der parlamentarischen Demokratie die für uns beste Staatsform ist. Ich sehe, dass das Finden von Kompromissen und das gemeinsame Tragen gefundener Entscheidungen zur Politik dazugehören. Ich bin zutiefst besorgt über die Krise, die diese Demokratie zurzeit erfährt. Ich erlebe, dass Gruppen, die am Rande oder außerhalb des demokratischen Spektrums stehen, großen Zulauf haben. Ich bin besorgt über die Spaltung in oft unversöhnlich gegenüberstehende Gruppen, die in unserer Gesellschaft im In- und Ausland zurzeit geschieht. Und ich wünsche mir eine Stärkung unserer Staatsform, der Werte, die mit ihr verbunden sind und der Menschen und Organe, die sie mit Leben füllen.
Der Blick zurück, der Blick nach vorn, und der Blick nach innen.
Franziskaner kommentieren, was wichtig ist.
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