07.04.2023 Bruder Martin Lütticke

Durch den Tod zum Leben

<> Der Kommentar der Woche

Oft ist das, was uns beschäftigt, uns sorgt und uns Angst macht, auch die Quelle für das, was jetzt dran ist. Mit dem Blick auf die Welt aus ihrer Perspektive kommentieren die Franziskaner jeden Freitag, was sie wahrnehmen.


Bruder Martin Lütticke

Ist das nicht ein grausamer Gott, der uns da begegnet? Der für den Tod so vieler Menschen steht? So fragen viele, wenn es um die Exodus-Lesung aus der Osternacht geht.
In der letzten Woche hatten wir einen geistlichen Abend für die Pfarrgemeinderäte und Kirchenvorstände unserer Gemeinden. Wir haben uns mit fachkundiger Begleitung mit dieser Lesung aus dem Buch Exodus beschäftigt. Das Volk Israel zieht aus der Sklaverei durch das Schilfmeer in die Freiheit.

Da steht ein unterdrücktes Flüchtlingsvolk gegen eine hochgerüstete Kriegsmacht – und mit diesem Satz am Beginn des Abends waren alle aktuellen Konflikt und Kriege, allen voran der Krieg Russlands gegen die Ukraine, in diese Erzählung eingeflochten.
Und Gott stellt sich auf die Seite des Flüchtlingsvolkes. Gott schafft einen Raum des Lebens, wo vorher nur Tod war.

Ein zentraler Satz der Erzählung fehlt in der vorgesehenen Lesung. Sie beginnt mit Ex 14,15: „Der Herr sprach zu Mose: Was schreist du zu mir.“ Ein Vers vorher in Ex 14,14 sagt Mose zum Volk „Fürchtet euch nicht! Bleibt stehen, und schaut zu, wie der Herr euch heute rettet.“ Er gibt der ganzen Erzählung sein Vorzeichen: „Fürchtet euch nicht! Schaut zu, wie der Herr euch heute rettet!“ Ich werde diesen Satz in diesem Jahr mitlesen lassen.

Die Lesung lässt sich sicher nicht in allen Punkten auf die heutige politische Situation übertragen. Die Grundbotschaft aber doch: Gott rettet! Er steht auf der Seite des Lebens. Er verheißt Leben für alle, die auf ihn vertrauen, Leben allen Unterdrückten. Aber dieses Leben erlangen wir nicht am Tod vorbei, sondern nur durch allen Tod hindurch.

Diese Botschaft dürfen wir jedes Jahr verkünden in der Feier des österlichen Triduums an Gründonnerstag, Karfreitag und Ostern. Wir dürfen sie verkünden, den Menschen im Hospiz und den Menschen in der Ukraine. Und, noch besser: Wir selber dürfen sie glauben, dürfen ihr vertrauen und aus ihr leben.

Gesegnete Ostern wünscht Bruder Martin Lütticke, Dortmund


Der Blick zurück, der Blick nach vorn, und der Blick nach innen.
Franziskaner kommentieren, was wichtig ist.
Immer freitags auf franziskaner.de


Ein Kommentar zu “Durch den Tod zum Leben

  1. Liebe Franziskaner!
    Ihr habt doch Kontakt zu den Kopten in der Grabeskirche.
    Was sagen die Koptischen Christen zu dieser Lesung über die alten Ägypter?
    Wird diese Lesung auch in der koptischen Osterliturgie verwendet?
    Wünsche frohe Ostern

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