Oft ist das, was uns beschäftigt, uns sorgt und uns Angst macht, auch die Quelle für das, was jetzt dran ist. Mit dem Blick auf die Welt aus ihrer Perspektive kommentieren Franziskaner jeden Freitag, was sie wahrnehmen.
Am Dienstag beging der Philosoph Jürgen Habermas seinen 95. Geburtstag. Auch als Franziskaner kann ich ihm ganz herzlich gratulieren:
Denn in seinem monumentalen Werk „Auch eine Geschichte der Philosophie“ hat er mit Sympathie auch über die beiden großen Franziskanerphilosophen Johannes Duns Skotus und Wilhelm von Ockham geschrieben. Für diesen Hinweis auf die Wirkungsgeschichte dieser beiden Söhne des heiligen Franziskus in der Philosophie bin ich ihm dankbar.
Außerdem: Habermas Denken kreist um Kommunikation und Lernen in der modernen Gesellschaft. Unsere Zeit, in der Menschen, technisch gesehen, noch nie so gute Möglichkeiten zum Austausch hatten wie zuvor. Als Beobachter erlebt und erleidet der Philosoph, dass die gesteigerten Möglichkeiten zur Kommunikation nicht gleichzeitig deren Inhalt verbessern.
Schließlich: Habermas bezeichnet sich selbst als religiös unmusikalisch. Und tatsächlich kann man über sein Jesusbild und seine Kirchensicht streiten. Aber er sucht das Gespräch mit der Religion und ihren Vertretern. Bekannt ist sein öffentlicher Dialog mit dem damaligen Präfekten der Glaubenskongregation, Kardinal Josef Ratzinger. Damit lebt er überzeugend vor, was eigentlich sein Anliegen ist: Für das Gelingen und die Zukunft der modernen Welt bedarf es der Bereitschaft, zumindest provisorisch die Position des Gegenübers einzunehmen, um Welt und Dinge in ihr aus seiner oder ihrer Sicht zu betrachten.
In einer wohltuenden Weise lebt der Altmeister der Philosophie damit das Gegenbeispiel zu einer verhängnisvollen Diskurskultur vor, die die Anderen ausschließt oder dämonisiert. Hier begegnet man sicherlich einem wahren Menschen guten Willens! Diese sind kostbar in unseren Tagen.
Also: Herzlichen Glückwunsch Jürgen Habermas
Der Blick zurück, der Blick nach vorn, und der Blick nach innen.
Franziskaner kommentieren, was wichtig ist.
Immer freitags auf franziskaner.de.