13.12.2024 Pater Hans-Georg Löffler

Es geht nicht um Territorien

| Jetzt | Der Kommentar der Woche

Oft ist das, was uns beschäftigt, uns sorgt und uns Angst macht, auch die Quelle für das, was jetzt dran ist. Mit dem Blick auf die Welt aus ihrer Perspektive kommentieren Franziskaner jeden Freitag, was sie wahrnehmen.


Pater Hans-Georg Löffler

Das Kloster St. Anna in München ist als Provinzialat ein Haus, das immer wieder auch Mitbrüder aus der weiten Welt begrüßt und beherbergt. Diese Woche besuchte uns der Franziskaner und Bischof Stanislav Shyrokoradiuk aus Odessa. Die Hafenstadt am Schwarzen Meer in der Ukraine wird regelmäßig von russischen Raketen und Drohnen attackiert.

In Predigten und Gesprächen mit unserer Gemeinde gab er ein beeindruckendes und bewegendes Zeugnis vom Leben und Leiden, aber auch von der Hoffnung der Menschen in dem seit drei Jahren vom Krieg belasteten Land. Zum ersten Mal wurde mir klar, worum es in diesem Krieg geht: um die Freiheit des ukrainischen Volkes. Dieses Ringen um die richtige Weltanschauung begleitet die Ukraine schon seit mehreren Jahren. Es war der Ruf nach Freiheit, nach Befreiung von dem kommunistischen System und damit die freie Ausrichtung zum Westen, zur NATO, zu Europa hin. Ein Bestreben, das sich in den Demonstrationen auf dem Maidan (2013/2014), in der Zerstörung Sowjet-kommunistischer Symbole ausdrückte, gegen das das russische Regime unbarmherzig vorgehen „musste“, weil es ein freies Volk, freie Menschen nicht ertragen kann. „Es geht nicht um Territorien, es geht um unsere Freiheit.“

Ein weiteres hat mich überaus beeindruckt: die Hoffnung, die die Menschen aus einem tiefen Glauben gewinnen. Caritas und Kirchen unterstützen die Menschen, die bis auf ihr Leben alles verloren haben, „geduldig stehen sie an, um ein Lebensmittelpaket zu bekommen“, 10 Kilo Lebensmittel im Wert von 20 Euro, das muss dann aber auch einige Tage reichen. Und inmitten der Ruinen beginnen sie, mit dem wenigen, was sie haben ihre Häuser wiederaufzubauen.

Bischof Stanislav bittet immer wieder um das Gebet für den Frieden und dankt für alle Unterstützung: „Es ist für mich ein großes Wunder, dass ich immer etwas zu geben habe!“, sagt er bescheiden. Und er dankt allen, die sich solidarisch zeigen mit dem ukrainischen Volk. „Deutschland ist immer noch das Land, das am meisten hilft“, wo lesen oder hören wir das in unseren Medien? Wenn Papst Franziskus an Weihnachten das Heilige Jahr 2025 ausruft und es unter das Leitwort „Pilger der Hoffnung“ stellt, können wir sagen, dass wir mit Bischof Stanislav einen glaubwürdigen „Pilger der Hoffnung“ zu Gast hatten.

Über das angegebene Konto können Sie die Arbeit von Franziskaner Bischof Stanislav unterstützen:

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Luisenstraße 18
80333 München
Stanislav Shyrokoradiuk

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