Oft ist das, was uns beschäftigt, uns sorgt und uns Angst macht, auch die Quelle für das, was jetzt dran ist. Mit dem Blick auf die Welt aus ihrer Perspektive kommentieren Franziskaner jeden Freitag, was sie wahrnehmen.
Erschrocken bin ich nicht, was das Ergebnis am Wahlabend angeht. Erschrocken bin ich zutiefst über die sich seit Wochen abzeichnende Möglichkeit, dass eine als gesichert rechtsextrem bezeichnete Partei von so vielen Menschen gewählt wird. Und dass es meines Erachtens kaum politische Handlungen gab, die auf diese Entwicklung reagierten. Sehenden Auges in die Katastrophe – so zumindest mein Reflex.
Mich beschäftigen die Fragen:
- Was lässt Menschen ihr Kreuz machen für eine Partei, die menschenverachtend und demokratiefeindlich in unserem Land regieren will?
- Wie viel Frust ist da, den demokratischen Kräften nicht mehr zuzutrauen, gute Lösungen zu finden für unsere Gesellschaft?
- Welches Signal wird gesetzt, um den etablierten Parteien zu zeigen: so nicht weiter!?
- Welches Gefühl von Zukunftsangst herrscht vor, dass man die Frage der Migration auf dem Altar der Menschlichkeit opfert?
- Wie tief fühlen sich Menschen abgehängt, nicht mehr an der gesellschaftlichen Teilhabe zu partizipieren?
- Wiederholt sich 1933? Beginnend in Thüringen?
Eines ist mir klar: Die AfD wird keines der Probleme lösen helfen, die durch diese Wahl behoben werden sollen. O-Ton in der ARD: „Sollen sie erst mal machen. Vielleicht haben Sie ja Antworten, dass es besser wird.“
Nein, besser wird nichts durch die Wahl der AfD. Menschen wählen eine Partei, die anderen Menschen Freiheiten nehmen wird. Dabei wird sie jedoch auch denen die Freiheiten nehmen, die sie wählen. Wie paradox. Und dass diese Struktur nicht erkannt und sogar hofiert wird, macht mir am meisten Angst.
In meiner Fantasie halte ich fest an meiner demokratischen Überzeugung: Meinungsfreiheit, Weltoffenheit und Vielfalt. All das ist aber nicht zu haben ohne den Diskurs, die Diskussion und die Erfahrung, dass nicht das, was ich mir wünsche, am Ende auch wirklich herauskommt.
Der Blick zurück, der Blick nach vorn, und der Blick nach innen.
Franziskaner kommentieren, was wichtig ist.
Immer freitags auf franziskaner.de.