Oft ist das, was uns beschäftigt, uns sorgt und uns Angst macht, auch die Quelle für das, was jetzt dran ist. Mit dem Blick auf die Welt aus ihrer Perspektive kommentieren die Franziskaner jeden Freitag, was sie wahrnehmen.
Der 7. Oktober 2023 ist eine Zäsur in der Geschichte Israels. Vor einem Jahr fand das grauenhafte Massaker der Hamas im Süden Israels statt, bei dem über 1.100 Menschen getötet und über 5.000 verletzt wurden. Etwa 250 Menschen wunden als Geiseln genommen, von denen etwa 100 noch in Geiselhaft sind. Zahlen… – Hinter jeder Zahl verbergen sich Menschen und ihre Schicksale. Es ist das größte Massaker an Juden seit dem Holocaust.
Trotz der riesigen Dimension habe ich vor einem Jahr nicht ansatzweise geahnt, welcher Flächenbrand in der Region sich daraus entwickelt. Es schmerzt, die Bilder von vor einem Jahr zu sehen und die Berichte darüber zu lesen. Mittlerweile droht dieser Flächenbrand völlig außer Kontrolle zu geraten und niemand weiß, wo ein Weg zum Frieden ist.
Wie viel Leid hat die Hamas – und später auch die Hisbollah im Libanon – durch ihren Terror den Menschen in Israel zugefügt. Und: Wie viel Leid hat sie der eigenen Bevölkerung zugefügt. Der Gaza-Streifen ist vollkommen zerstört.
Aber auch Israel: Wie viel Leid ist durch die massiven Gegenschläge geschehen, wie viele tote Zivilisten gibt es, wie viele Kinder sind darunter? Wie viele zerbombte Schulen und Krankenhäuser gibt es? Und wie groß ist das Leid der Familien der Geiseln und ihr Ärger auf eine Politik, der es offenbar mehr um Machterhalt als um Frieden geht? Wie stark ist der Hass auf beiden Seiten gewachsen! Die Berichte diese Woche haben mich berührt und sprachlos gemacht.
Aber was mich am meisten beeindruckt hat, sind die Menschen, die trotz persönlichen Leids nicht in die Logik von Gewalt und Gegengewalt einstimmen. Mich berühren die Geschichten der Menschen, die nicht in den Hass auf die andere Seite verfallen, sondern Festhalten am Traum eines Zusammenlebens in Frieden und Gerechtigkeit von Juden und Palästinensern. Mich bewegen die Menschen, die sich ihre Hoffnung bewahren.
Wie kann ein Weg zum Frieden aussehen? Für Israel, so glaube ich, gilt: Israel kann nur in Frieden leben, wenn es Frieden macht mit seinen Nachbarn. An dieser Hoffnung auf Frieden möchte ich festhalten.
Der Blick zurück, der Blick nach vorn, und der Blick nach innen.
Franziskaner kommentieren, was wichtig ist.
Immer freitags auf franziskaner.de