24.07.2020 Bruder Johannes Roth

„Nie wieder!“ – Gegen das Vergessen!

<> Der Kommentar der Woche.

Oft ist das, was uns beschäftigt, uns sorgt und uns Angst macht, auch die Quelle für das, was jetzt dran ist. Mit dem Blick auf die Welt aus ihrer Perspektive kommentieren die Franziskaner jeden Freitag, was sie wahrnehmen.


Bruder Johannes Roth

„Nie wieder!“ – Gegen das Vergessen! – Dies sind Ausdrücke, die wir schon oft gehört und verwendet haben. Für manche vielleicht zu oft. Viele Ereignisse der letzten Zeit machen aber die Wichtigkeit der Erinnerung an unsere Geschichte deutlich.

Diese Woche begann der Prozess gegen den Attentäter von Halle. Was wäre passiert, wenn die Tür der Synagoge nicht standgehalten hätte? Vermutlich wären 68 Juden nun nicht mehr am Leben. Häufig wird in diesem Zusammenhang auch an die Tat in Hanau erinnert.

Beide Ereignisse machen für mich deutlich, dass der Antisemitismus und der Rechtsextremismus in Deutschland immer noch präsent sind. Wahrscheinlich waren sie nie weg. Vieles, was zuvor hinter vorgehaltener Hand gesagt wurde, wird nun öffentlich kundgetan. Es ist wohl eine Grenze überschritten. Am letzten Wochenende wurde bei einer Kundgebung in Berlin einem Politiker öffentlich mit Mord gedroht. Mittlerweile wurden bereits 69 Drohmails mit dem Absender „NSU 2.0“ versandt. Da werden Erinnerung wach an die Taten der NSU-Gruppe in den 1990er-Jahren. Bei radikalen Äußerungen stellt sich immer die Frage, ob sie noch freie Meinungsäußerung oder bereits Volksverhetzung sind. Der Grat ist sicher sehr schmal. Aber es ist festzustellen, dass der Ton rauer und die Gewaltbereitschaft größer wird.

Was kann ich tun? Achtsam und aufmerksam bleiben. Zugleich ist es notwendig, aufzustehen, Solidarität zu zeigen, Farbe zu bekennen und für die Rechte der betroffenen Menschen einzutreten. Ein einfaches „Nie wieder“ reicht wohl leider nicht mehr aus!

Ein positives Zeichen ist, dass der Zentralrat der Juden in der vergangenen Woche seinen 70. Geburtstag feiern konnte. Er ist eine wichtige Stimme in unserer und für unsere Gesellschaft und bleibt es hoffentlich auch.


Der Blick zurück, der Blick nach vorne, und der Blick nach innen.
Franziskaner kommentieren, was wichtig ist.
Immer freitags auf franziskaner.de.


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