28.05.2021 Bruder Damian Bieger

Mit Geheimnissen ist das so eine Sache …

<> Der Kommentar der Woche

Oft ist das, was uns beschäftigt, uns sorgt und uns Angst macht, auch die Quelle für das, was jetzt dran ist. Mit dem Blick auf die Welt aus ihrer Perspektive kommentieren Franziskaner jeden Freitag, was sie wahrnehmen.


Bruder Damian Bieger

Geheimnisse sind verrufen: Denn grundsätzlich wird davon ausgegangen, dass in Hinterzimmern geheime Machenschaften betrieben werden. Vielleicht sogar Räume mit quietschender Geheimtür, die zum unterirdischen Geheimarchiv führt. Dort schlummern dann Geheimakten mit der Wahrheit, die alles verändern würde, wenn sie nur ans Tageslicht käme. Denn: Es war eine Geheimverschwörung.

Gleichzeitig sind Geheimnisse aber auch echt sexy! Nicht nur eine ganze Unterhaltungsbranche lebt von der Aufklärung mysteriöser Kriminalfälle; auch investigativer Journalismus kann auf die Aufnahmebereitschaft breiter Kreise für Enthüllungsgeschichten zählen.

Aber dann gibt es die Erfahrung, dass es manchmal der Diskretion und Stille bedarf: Vertraulichkeit schützt Ermittlungen, Opfer und menschliche Zerbrechlichkeit. Mitmenschen werden geschätzt, die auch mal etwas für sich behalten können. Geheimnisse darf es also eigentlich gar nicht geben, aber das Leben wäre wirklich arm ohne sie!

Im christlichen Glauben hat das Wissen um das Geheimnis Gottes lehrhaften Ausdruck im Dreifaltigkeitsdogma gefunden. Da geht es nicht um eine einfache Erklärung, die jede Neugierde befriedigen würde in dem Sinne: Aha, kapiert und abgehakt!

Es ist die Zumutung eines Paradoxons und die Einladung zu einer wertvollen christlichen Grundhaltung: Denn es ist das Wissen darum, dass es im Leben häufig keine einfachen Antworten gibt und dass die Wirklichkeit immer mehrere Facetten und Schattierungen aufweist; also eine Ermutigung auch mal Gegensätze aushalten zu können.

An diesem Sonntag feiert die Kirche den Dreifaltigkeitssonntag: vielleicht das meist unterschätzte und geheimnisvollste Gedenken in der Kirche überhaupt.


Der Blick zurück, der Blick nach vorne, und der Blick nach innen.
Franziskaner kommentieren, was wichtig ist.
Immer freitags auf franziskaner.de.


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