Oft ist das, was uns beschäftigt, uns sorgt und uns Angst macht, auch die Quelle für das, was jetzt dran ist. Mit dem Blick auf die Welt aus ihrer Perspektive kommentieren die Franziskaner jeden Freitag, was sie wahrnehmen.
Am 20. Januar 2025 wird sich ein bekannter Menschenrechtler im Grabe umgedreht haben: Martin Luther King. Dessen jährlicher Gedenktag fiel ausgerechnet auf den Tag der Amtseinführung des neuen Präsidenten der USA.
Zu seinen Ehren versprach Donald Trump, dessen Traum Wirklichkeit werden zu lassen, indem das Goldene Zeitalter Amerikas genau jetzt beginnt. Der neue Messias verspricht voller Pathos und Sendungsbewusstsein, als oberste Priorität, eine Nation zu schaffen, die stolz, wohlhabend und frei ist. Ein Amerika, das bald größer, stärker und weitaus außergewöhnlicher sein wird als je zuvor. Ein Amerika, das seinen rechtmäßigen Platz als größte, mächtigste und angesehenste Nation der Erde zurückerobern und die ganze Welt in Ehrfurcht und Bewunderung versetzen wird. Amerika First – jeden Tag! Ein aufblühendes Land, das alle Nationen beneiden. Mit einem Präsidenten, der Menschen ihren Glauben, ihren Wohlstand, ihre Demokratie und zumal ihre Freiheit zurück gibt. Dessen Leben von Gott gerettet wurde, um Amerika wieder großartig zu machen. „Daher werden wir unseren Gott nicht vergessen.“
Wer ist denn dieser „unser“ Gott? Der von Martin Luther King gewiss nicht. Dessen Gott war der biblische Gott, der auf Seiten der Unterdrückten steht; der Versklavte in die Freiheit führte; der Entrechteten Gerechtigkeit zukommen ließ; der das Wirtschaftssystem infrage stellte, das Ausbeutung förderte und Arme produzierte; der für einen umfassenden Frieden eintrat und eine lebenswerte Mitwelt.
In seiner Rede anlässlich der Verleihung des Friedensnobelpreises am 10. Dezember 1964 benannte Martin Luther King sehr klar die vernetzten Probleme von rassistischer Ungerechtigkeit, Armut und Krieg. King sprach sich für Gewaltfreiheit in den internationalen Beziehungen aus. Der Schlüssel zur Lösung der Probleme der Welt ist für ihn die Liebe.
Höchst unwahrscheinlich, dass der neue Heilsbringer und Erlöser sich an die abgeschotteten Grenzen zu Mexiko stellt und den abgewiesenen Migranten mit den Worten Kings zuruft: „Alle Menschen verfügen über gleichen Wert und Würde und haben Anrecht auf von Gott gegebene Bürger- und Menschenrechte, weil sie alle Kinder Gottes sind und gleichermaßen als Gottes Ebenbilder erschaffen wurden“.
„Du sollst den Namen Gottes nicht missbrauchen!“ Mehr ist zu dieser gotteslästerlichen Antrittsrede nicht zu sagen.
„Gott segne Amerika!“ Möge es der Gott Martin Luther Kings sein!
Der Blick zurück, der Blick nach vorn, und der Blick nach innen.
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