Oft ist das, was uns beschäftigt, uns sorgt und uns Angst macht, auch die Quelle für das, was jetzt dran ist. Mit dem Blick auf die Welt aus ihrer Perspektive kommentieren Franziskaner jeden Freitag, was sie wahrnehmen.
Der Übergang ins neue Jahr 2025 ist vollzogen. Das sogenannte „Heilige Jahr“ begann mit seinen zahlreichen Opfern von Gewalt so unheilig wie viele zuvor.
Das alle 25 Jahre begangene „Heilige Jahr“ geht auf das alttestamentliche Jubeljahr (vgl. Levitikus 25) zurück: Alle Israeliten waren aufgerufen, nach dem siebten der alle sieben Jahre stattfindenden Sabbatjahre – also jeweils im 50. nach 49 Jahren – ihren Untergebenen alle Schulden zu erlassen, sie aus der Schuldsklaverei zu entlassen und ihnen ihr Erbland zurückzugeben. Für viele Länder ist ein Schuldenerlass dringender denn je, um ihrer Bevölkerung die Grundversorgung in den Bereichen Ernährung, Gesundheit und Bildung gewähren zu können. Ein Heiliges Jahr hat somit als Ausdruck des Glaubens nicht nur persönlich-privaten, sondern auch einen gesellschaftlich-politischen Charakter. Umkehr und Erneuerung ist nicht nur für den Einzelnen gefragt, sondern für unsere Gesamtgesellschaft und für die Weltgemeinschaft.
Das Heilige Jahr lädt ein, als „Pilger der Hoffnung“ unterwegs zu sein und Türen zu durchschreiten: real die im Petersdom und die zu den Hauptkirchen Roms. Die Gedenkjahre 1700 Jahre Konzil und Glaubensbekenntnis von Nizäa, 500 Jahre Täuferbewegung und 500. Todestag von Thomas Müntzer öffnen die Türen der Ökumene. Die 80. Todestage von Anne Frank und von Dietrich Bonhoeffer sowie 80 Jahre Ende des II. Weltkriegs lassen nach den politischen Entwicklungen mit ihren rechtsextremistischen Tendenzen heute fragen und danach, welche Türen Flüchtlingen und Migranten überhaupt noch offenstehen. Das von den Vereinten Nationen ausgerufene Internationale Jahr zur Erhaltung der Gletscher mahnt zu einem entschlossenen Handeln, um die Klimakatastrophe überhaupt noch eindämmen zu können. Das Zeitfenster des 1,5-Grad-Ziels ist bereits geschlossen, es bleibt nur Schadensbegrenzung.
Papst Franziskus, der immer für eine Überraschung gut ist, hat am 26. Dezember auch eine symbolische Heilige Pforte im römischen Gefängnis Rebibbia geöffnet. Im übertragenen Sinn eine Anfrage an mich: Welche reale oder symbolische (innere Gefängnis)Pforte möchte ich öffnen, damit es für mich und andere ein Heiliges Jahr der Befreiung, der Heilung und des Heils wird?
Allen Pilgerinnen und Pilgern der Hoffnung, pax et bonum – Frieden und Gutes!
Der Blick zurück, der Blick nach vorn, und der Blick nach innen.
Franziskaner kommentieren, was wichtig ist.
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