09.06.2023 Bruder Helmut Schlegel

Kultur des Miteinander

<> Der Kommentar der Woche

Oft ist das, was uns beschäftigt, uns sorgt und uns Angst macht, auch die Quelle für das, was jetzt dran ist. Mit dem Blick auf die Welt aus ihrer Perspektive kommentieren Franziskaner jeden Freitag, was sie wahrnehmen.


Bruder Helmut Schlegel

Ich war schon fast am Verzweifeln, dann fand ich nach langem Suchen doch noch zwischen zwei Autos eine Parklücke. Mein Glück steigerte sich, als eine Mutter mit ihrem Kind herbeieilte: „Sie brauchen bestimmt ein Parkticket, gerne können Sie unseres haben, das gilt noch bis morgen früh.“ – Die kleine Geste tat meiner Laune gut.

Nicht selten geht es im Straßenverkehr und auf den Parkplätzen ganz anders zu: üble Verbalattacken, wütendes Hupen, gefährliche Überholmanöver. Ähnliches ist in den Stadien zu beobachten. Ganz zu schweigen von den Beschimpfungen, die tagtäglich durch das Netz geschleudert werden.

Keine Frage: Der Respekt voreinander und die Kultur des Miteinander sind auf einem Tiefpunkt angekommen. Darüber wird allenthalben lamentiert, aber das hilft nicht. Die Bestürzung war groß nach dem Vorfall an Pfingsten in einem Frankfurter Stadion. Ein 15-jähriger Fußballer aus Berlin hatte von einem 16-Jährigen einen so heftigen Schlag auf den Kopf bekommen, dass er wenige Tage später an den Folgen seiner Hirnverletzungen verstarb. Eine Gedenkminute zu Beginn der Relegationsspiele in der vergangenen Woche erinnerte Spieler, Fans und alle, die am Fernseher zuschauten, an das Gebot der Stunde: „Wir müssen wieder lernen, anständig – und das heißt zuallererst gewaltfrei – miteinander umzugehen“. So sagte es der DFB-Vizepräsident Ronny Zimmermann. Er hat Recht, aber Absichtserklärungen sind zu wenig. Unser Umgang miteinander verbessert sich nur durch konkretes Tun. Die Familie des verstorbenen Jungen setzte ein Zeichen: Sie entschied, dass seine Organe gespendet werden.


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