10.03.2023 Pater Hans-Georg Löffler

Leben und Sterben

<> Der Kommentar der Woche

Oft ist das, was uns beschäftigt, uns sorgt und uns Angst macht, auch die Quelle für das, was jetzt dran ist. Mit dem Blick auf die Welt aus ihrer Perspektive kommentieren Franziskaner jeden Freitag, was sie wahrnehmen.


Pater Hans-Georg Löffler

Kürzlich habe ich im Münchner Residenztheater das Stück „Gott“ von Ferdinand von Schirach gesehen. Es hatte mich schon als Fernsehverfilmung aufgewühlt. Die Diskussion um die Frage: hat der Mensch eine Pflicht zu leben bis zum Ende, zum manchmal bitteren Ende? – und, hat er ein Recht auf den Freitod, ein Recht darauf, vom Staat legitimiert entsprechende Medikamente zur Verfügung gestellt zu bekommen und ärztlichen Beistand, um aus dem Leben zu scheiden?

Diesen Fragen stellen sich drei Organisationen. Sie bringen ihre Argumente für und wider vor. Der Rechtsanwalt des Menschen – im Theaterstück ist es eine Frau, die nicht mehr leben möchte, obwohl sie gesund ist. Ihr Mann ist verstorben und damit ist das Leben für sie sinnlos geworden. In der Fernsehversion ist es ein Mann. Gesund, ohne Lebenssinn, gepackt von einer tiefen Todessehnsucht.

Zum Schluss werden die Zuschauer befragt, sie bilden den fiktiven Ethikrat, nach Abwägung aller Argumente abzustimmen, ob der Staat die Pflicht haben sollte, einem Menschen dieses Aus-dem-Leben-Scheiden durch ärztliche Hilfe zu ermöglichen.

In unserem Publikum war die Mehrheit dafür. In der Argumentation fiel mir die starke Betonung der „Freiheit“ auf, die dem Menschen gegeben ist, die Freiheit der Entscheidung auch in solchen Fragen, die dem Menschen nicht genommen werden darf, die respektiert werden muss.

Ich habe dagegen gestimmt, denn ich bezweifle, dass man aus dem Schicksal eines Menschen, mag es noch so tragisch sein, eine Gesetzmäßigkeit für das Handeln der Allgemeinheit ableiten und in Gesetze kleiden kann.

Die Frage nach meiner Verantwortung vor Gott hat mich dabei nicht so sehr geleitet, denn ich vertraue darauf, dass Gott die Herzen der Menschen kennt, auch derer, die in subjektiv ausweglosen Situationen keinen anderen Weg für sich erkennen können. Ihre Zahl steigt.

Wie würden Sie stimmen?


Der Blick zurück, der Blick nach vorn, und der Blick nach innen.
Franziskaner kommentieren, was wichtig ist.
Immer freitags auf franziskaner.de.


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