19.07.2024 Bruder Helmut Schlegel

Fairplay: Nach dem Spiel ist vor dem Spiel

| Jetzt | Der Kommentar der Woche

Oft ist das, was uns beschäftigt, uns sorgt und uns Angst macht, auch die Quelle für das, was jetzt dran ist. Mit dem Blick auf die Welt aus ihrer Perspektive kommentieren Franziskaner jeden Freitag, was sie wahrnehmen.


Bruder Helmut Schlegel

Nach dem Spiel ist vor dem Spiel – wer kennt diese Fußballweisheit von Sepp Herberger nicht? Und ja: Nach der EM ist vor der WM. Die Freude am Fußball wird nicht nachlassen. Das ist auch gut so. Menschen, die sich an Spiel und Sport begeistern, leben Seiten des Menschseins, die unverzichtbar sind: Emotionalität, Spannung, Lebensfreude, Solidarität, Begegnung. Ohne Spiel wäre unser Leben sehr arm.

Das verdeckt jene Seiten nicht, die uns nachdenklich stimmen: Wenn Nationalismus oder gar Rassismus durch die Stadien und über die Bildschirme wogt, dann wird das Spiel zum Kriegsspiel pervertiert. Wenn von allen Seiten auf ein Schiedsrichterteam eingedroschen wird, wenn ein gegebener oder nicht gegebener Elfmeter Verschwörungstheorien generiert, wenn ein Spiel zum Politikum wird, dann muss man fragen, wo die dem Fußball zugeschriebene Leichtigkeit und Toleranz bleibt.

Trotzdem möchte ich die positiven Szenen in Erinnerung behalten: Da haben gegnerische Fans miteinander gefeiert oder sogar Adressen ausgetauscht. Da wurde vor den Stadien und auf den Straßen gemeinsam gesungen und getanzt. Da haben Kommentatoren die Vorzüge der gegnerischen Mannschaft hervorgehoben. Da haben sich Foulspieler um die Gefoulten gekümmert oder ihnen im Netz eine Entschuldigung geschickt. Da ist jenseits von politischen Differenzen Europa ein wenig zusammengerückt. Gut so! Ich freue mich auf die Olympiade, auf die kommende Bundesligasaison, auf die nächste WM und auf vieles mehr.


Der Blick zurück, der Blick nach vorn, und der Blick nach innen.
Franziskaner kommentieren, was wichtig ist.
Immer freitags auf franziskaner.de


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