01.11.2024 Bruder Stefan Federbusch

Runter vom Sockel

| Jetzt | Der Kommentar der Woche

Oft ist das, was uns beschäftigt, uns sorgt und uns Angst macht, auch die Quelle für das, was jetzt dran ist. Mit dem Blick auf die Welt aus ihrer Perspektive kommentieren Franziskaner jeden Freitag, was sie wahrnehmen.


Bruder Stefan Federbusch

Verehrte Heilige,
stürzt sie vom Sockel, Eure einseitigen Vorstellungen von Heiligkeit. Revidiert Euer einseitiges Denken, Heilige seien diejenigen, die offiziell von der Kirche als Vorbilder selig- und heiliggesprochen wurden. Seid selbst heilig, denn Euer Gott ist heilig. Jede und jeder von Euch ist als Christin, als Christ zur Heiligkeit berufen.

„Wir sind alle berufen, heilig zu sein, indem wir in der Liebe leben und im täglichen Tun unser persönliches Zeugnis ablegen, jeder an dem Platz, an dem er sich befindet“ (GE 11), so Papst Franziskus in seinem wenig beachteten Apostolischen Schreiben „Gaudete et exultate“ („Freut euch und jubelt!“) von 2018. Schaut auf die Heiligkeit „von nebenan“ und die vielfältigen Formen, in denen Menschen durch viele kleine Gesten die Heiligkeit im Alltag leben und in der Kraft des Heiligen Geistes das verwirklichen, was Gott in sie hineingelegt hat, um seine neue Welt mitzugestalten. „Die von Gott gewünschte Heiligkeit erfordert keine außergewöhnlichen Leistungen, sondern die Erfüllung der konkreten Pflichten“ (Thomas Mertz). In der Familie und Kindererziehung, im Beruf, in der sozialen Fürsorge …

Wenn es stimmt, dass Heiligkeit zur Vollendung gereifte Liebe ist, dann ist die in der vorletzten Woche veröffentlichte vierte Enzyklika von Papst Franziskus „Dilexit nos“ („Er hat uns geliebt“) eine treffende Ausführung dazu. „… denn jeder Mensch wurde vor allem für die Liebe geschaffen, ist in seinen tiefsten Fasern dazu gemacht, zu lieben und geliebt zu werden“ (DN 21). Liebe Alltagsheilige, macht Euch am Fest Allerheiligen bewusst, aus dieser Liebe zu schöpfen, um fähig zu werden, „geschwisterliche Bande zu knüpfen, die Würde jedes Menschen anzuerkennen und zusammen für die Umwelt Sorge zu tragen.“ (DN 217)

Das ist gelebte Heiligkeit, ohne Sockel und Heiligenschein, dafür handfest und geerdet, alltäglich und alltagstauglich, mit viel Liebe im Herzen. Danke an alle, die es durch ihre Ausstrahlungskraft anderen leichter machen, an Gott zu glauben! Danke an alle, die in unserer krisenbeladenen und verwundeten Welt die Liebe leben und ein Stück heil(ig)er machen!


Der Blick zurück, der Blick nach vorn, und der Blick nach innen.
Franziskaner kommentieren, was wichtig ist.
Immer freitags auf franziskaner.de


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