16.10.2020 Bruder Markus Fuhrmann

Schon wieder vergessen?

<> Der Kommentar der Woche.

Oft ist das, was uns beschäftigt, uns sorgt und uns Angst macht, auch die Quelle für das, was jetzt dran ist. Mit dem Blick auf die Welt aus ihrer Perspektive kommentieren die Franziskaner jeden Freitag, was sie wahrnehmen.


Bruder Markus Fuhrmann

Heute vor einer Woche gab das norwegische Nobelkomitee in Oslo bekannt, wer der Träger des diesjährigen Friedensnobelpreises ist. – Wissen Sie noch, wem die Auszeichnung verliehen wurde? Nein? Schon vergessen? Dann raten Sie doch mal! Sie meinen: Donald Trump? Na, das ist aber ein ziemlich schlechter Scherz! Versuchen Sie es noch mal! Greta Thunberg? Schon besser, aber trotzdem daneben. Ein Tipp: Heute ist Welthungertag. Richtig! Dem Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen ist in diesem Jahr der renommierte Preis zugesprochen worden. – Finden Sie es nicht auch eigenartig, dass nach nur einer Woche viele den Preisträger bereits vergessen haben und fast keiner mehr von ihm spricht?

2019 haben geschätzt 135 Millionen Menschen an akutem Hunger gelitten. Die UN-Organisation im Kampf gegen Hunger erreichte mit ihren 17.000 Mitarbeitern im vergangenen Jahr rund 97 Millionen Menschen in 88 Ländern. Seit Jahren steigt die Zahl der Hungernden wieder an, verursacht durch den Zuwachs an Kriegen und bewaffneten Konflikten. Das Welternährungsprogramm der UN versucht, hungernde und notleidende Menschen auch dort noch zu erreichen, wohin es eigentlich keine Wege mehr gibt. Dort, wo es weh tut, und die Welt oft wegguckt. Während des Lockdowns am Beginn der Corona-Krise war das Welternährungsprogramm zeitweise sogar die größte Fluggesellschaft der Welt, wie Tomson Phiri, der Sprecher der Organisation, erläutert. Zahlreiche Flugzeuge habe man gechartert, nachdem kommerzielle Flüge, die sonst viel Material für die Organisation befördern, nicht mehr geflogen sind.

In einer Zeit, in der eine Reihe von Staatsführern nur noch auf sich und ihre Nation schauen („America first!“), internationale Verträge aufgekündigt und UN-Organisationen finanziell ausgeblutet werden, ist die Auszeichnung einer Hilfsorganisation der Vereinten Nationen ein starkes Bekenntnis zum Multilateralismus und ein deutlicher Protest gegen den zunehmenden Nationalismus. Die Verleihung des diesjährigen Friedensnobelpreises mahnt uns, dass wir die globalen Probleme nur gemeinsam lösen können. – Vergessen wir das nicht!


Der Blick zurück, der Blick nach vorne, und der Blick nach innen.
Franziskaner kommentieren, was wichtig ist.
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