31.12.2021 Bruder Johannes Roth

Sehnsucht nach Frieden

<> Der Kommentar der Woche

Oft ist das, was uns beschäftigt, uns sorgt und uns Angst macht, auch die Quelle für das, was jetzt dran ist. Mit dem Blick auf die Welt aus ihrer Perspektive kommentieren Franziskaner jeden Freitag, was sie wahrnehmen.


Bruder Johannes Roth

Was braut sich da zusammen in einigen osteuropäischen Ländern? Dunkle Wolken am Himmel der Demokratie und eine Herausforderung für die anderen europäischen Staaten.

Was ist los in Russland, Polen, Ungarn und Belarus? Schon seit geraumer Zeit schauen viele besorgt und beängstigt in den Osten Europas. In den letzten Tagen scheint sich alles weiter zuzuspitzen. Und das ausgerechnet an Weihnachten! Sanktionen und Prozesse laufen scheinbar ins Leere. Wer kann die Machthaber in diesen Ländern aufhalten? Was kann man friedlich unternehmen, wo Worte nichts mehr zu nützen scheinen? Jede Seite fühlt sich durch Aktionen der anderen Seite provoziert und bedroht. In einer Zeit, die sehr von der weltweiten Corona-Pandemie geprägt ist und in der es eher um weltweite Solidarität gehen sollte, nehmen die Provokationen zu. Es scheint fast so, dass dies von den jeweiligen Akteuren ausgenutzt wird. Die Ressourcen und die Aufmerksamkeit sind eher auf die Bekämpfung der Pandemie gerichtet. Viele warnen davor, nicht noch mehr Öl ins Feuer zu gießen, aber wann ist die Grenze des Akzeptablen und Tolerierbaren erreicht?

Die friedliche Zeit, die wir lange in Europa hatten, scheint vorbei. Brauchen wir Menschen vielleicht diese Konflikte? Liegen sie in unserem Mensch-Sein, unserem unaufhörlichen Streben nach Macht begründet? Sollte uns die Geschichte nicht lehren, dass uns dieses Machtgebaren nicht weiterbringt?

Das Weihnachtsfest liefert uns scheinbar ein Gegenbild: Gott wird Mensch in einem kleinen Kind, das in ärmlichen Verhältnissen in einem Stall geboren wird, weil in der Herberge kein Platz für sie war. Aber in diesen Tagen gedenken wir auch des heiligen Stephanus, dem ersten christlichen Märtyrer, und „feiern“ das Fest der Unschuldigen Kinder. Gewalt, Macht und Tod sind auch in diesen Tagen Thema. Unsere menschlichen Schwächen werden uns deutlich vor Augen geführt. Ja, sie bestimmen unser Handeln. Die Frage ist nur, wie wir damit umgehen. An Weihnachten verkündeten Engel den Frieden auf Erden. Es liegt an uns, ihn anzunehmen und zu leben.


Der Blick zurück, der Blick nach vorne, und der Blick nach innen.
Franziskaner kommentieren, was wichtig ist.
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