Oft ist das, was uns beschäftigt, uns sorgt und uns Angst macht, auch die Quelle für das, was jetzt dran ist. Mit dem Blick auf die Welt aus ihrer Perspektive kommentieren Franziskaner jeden Freitag, was sie wahrnehmen.
Heute Morgen als Schlagzeile im Netz: „Der Untergang der Welt steht fest“.
Als Leser frage ich mich: Welcher journalistische Eifer drängt dazu, den Menschen diese Bedrohung vor Augen zu stellen? Dass die Welt in irgendwann in kosmischem Maßstab an das Ende ihrer Existenz kommt, ist mir als begrenztem Lebewesen schon bewusst. Welche Zeitspanne bis dahin noch vergeht, werde ich nicht erfassen, auch nicht mit Berechnungen, die dazu schon seit Jahrzehnten angestellt werden. Wozu also diese Information?
Hellhörig macht mich die Unterschrift: Zusammenbruch der Gesellschaft in der Mitte des 21. Jahrhunderts erwartet, genauer gesagt im Jahr 2040. Da dies noch in meine Lebensspanne fallen kann, fühle ich mich angekratzt. Ja, denke ich, das kann passieren. Ich möchte es nicht herbeireden, aber mit Blick auf das uns umgebende Leben scheint es mir plausibel, dass es Zusammenbrüche geben wird, und auch der Zusammenbruch einer Gesellschaft, wie wir sie kennen, auf uns zurollen kann. Allein die beiden großen Unbekannten, der Ausgang des Angriffskriegs Russlands auf die Ukraine und der kaum noch zu bewältigende Klimawandel sind Faktoren, die jeden einzelnen von uns übersteigen.
Welche Verbindlichkeit haben Verträge, wenn sie von jedem gebrochen werden können? Welche Maßnahmenkataloge haben eine Chance auf Veränderung, wenn sich jedes Land ziert, dafür etwas in die Waagschale zu werfen, finanziell und mit den notwendigen Einschränkungen? Angesichts der Verunsicherungen, die den Ausgangspunkt dazu bilden, eine Riesenherausforderung.
Die Frage, die sich mir als Nächstes stellt: angesichts dieser Prognose – gibt es noch Weichenstellungen, dem entgegenzuwirken? Ob es 2040 einen Zusammenbruch geben wird oder 50 oder 100 Jahre später – dass es so nicht weitergeht, wird jedem Menschen klar. Es braucht eine Offensive, damit ich mir die Hoffnung auf den Menschen und das Leben nicht nehmen lasse.
Der Blick zurück, der Blick nach vorn, und der Blick nach innen.
Franziskaner kommentieren, was wichtig ist.
Immer freitags auf franziskaner.de.
Lieber Bruder Andreas
Vielen Dank für Deinen Wochenkommentar. Ich hatte vor einiger Zeit ein interessantes Buch über den Zusammenbruch der Gesellschaftsordnung gelesen: „Vorsicht Bürgerkrieg“ von Udo Ulfkotte. Darin schreibt er u.a. von der Eurogendfor, der Europäischen Gendarmerietruppe. Man kann bei Wikipedia lesen, dass es sich dabei um eine militärische Polizeieinheit der EU handelt, welche auch den Häuserkampf trainiert. Wozu wohl braucht es eine solche Einheit und warum diese Kampfmethode? Sicher nicht, um Hausbesetzer aus Abrissimmobilien zu vertreiben. Es geht um den Kampf gegen Bürger der europäischen Gemeinschaft. Und bevor jetzt der allbekannte Ausruf „Alles nur Verschwörungstheorien!“ kommt, empfehle ich das aufmerksame Lesen des Buches. Genauso wie ich anrege, das Buch „Deutschland schafft sich ab“ von Thilo Sarrazin unvoreingenommen zu lesen. Ich kann mir vorstellen, dass es jetzt wieder einen Aufschrei gibt, weil man Sarrazin angebräuntes Gedankengut unterstellt hat. Es wäre gut, wenn man bei der Lektüre vorhandene Vorurteile beiseite liesse und sich auf das Faktenmaterial einlässt. Dieses ist nämlich keine Erfindung Sarrazins, sondern statistische Zahlen der deutschen Bundesregierung. Ob man am Schluss auf dieselben Schlussfolgerungen wie der Autor kommt, das sei noch dahingestellt. Nur auf Sarrazin einschlagen, weil es viele andere getan haben – die das Buch gar nicht gelesen haben!!! – das ist wohl kaum der richtige Weg. Und um das jetzt auch noch klarzustellen: Als Mitglied der franziskanischen Familie habe ich ein Faible für die Farbe Braun, aber ich bin weder ein Alt- noch ein Neonazi.
Letztlich muss man, wenn man die Augen nicht vor der Realität verschliesst, sagen, dass die Anfänge dernegativen Gesellschaftsentwicklung in vollem gange ist. In Deutschland sieht man es wohl am deutlichsten in Berlin, wo der Mob sich an Silvester wieder einmal ganz offen auf der Strasse gezeigt hat. Und nicht einmal ansatzweise könnte man die Gewalt gegen Polizei, Feuerwehr und Sanitätsdienst als Gesellschaftskritik bezeichnen. In Duisburg beherrscht ein libanesischer Clan die Strassen und selbstverständlich illegalen „Geschäfte“. Bisher konnte die Polizei hier nicht wirklich viel ausrichten. Genauso wenig gegen die Russen-, Vietnamesen- und italienische Mafia. Noch deutlicher zeigt sich die Problematik allerdings in Frankreich in den Randgebieten der Grossstädte, wo sich vor allem Afrikastämmige niedergelassen und eine Parallelgesellschaft geschaffen haben. Auch hier ist die Polizei so gut wie machtlos und wird nicht mehr Herr der Lage.
Und jetzt werde ich ganz ketzerisch und stelle meine Überzeugung in den Raum. Damit mache ich mich angreifbar, aber vielleicht regt es ja zum Nachdenken statt Dreinschlagen an. In den letzten Jahren, eigentlich mit Beginn des Krieges im ehemaligen Jugoslawien, hat ein Flüchtlingssrom gen Westeuropa eingesetzt, der nicht mehr abreisst. Ich bejahe AUSDRÜCKLICH die Pflicht der reichen Staaten zur Hilfe (und zwar weltweit). Wir dürfen die Notleidenden und Kriegsvertriebenen nicht im Stich lassen. Das ist unsere humanitäre und christliche Pflicht. Aber, und das ist eine Frage der Logik, wir können diese Hilfe nicht einzig hier in Europa leisten. Soll heissen: Wir können nicht ganz Afrika und Asien nach Europa kommen lassen. Die Hilfe muss vor Ort stattfinden! Hilfe zur Selbsthilfe, so wie es die Idee der schon so lange bestehenden Entwicklungshilfe ist. Warum kann eine Inderin dank eines Mikrokredits (hier sprechen wir von einem für unsere Verhätlnisse Kleinkredit) sich, ihre Familie und ihr ganzes Dorf unterstützen? Wieso funktioniert das nicht in Afrika – und ich meine ganz Afrika? Um meinen Gedanken zu verdeutlichen ein Beispiel aus dem Land, in dem ich lebe. Die Schweiz hat vor nicht allzu langer Zeit über die Initiative für eine Schweiz mit 8 Millionen Einwohnern abgestimmt – und bachab geschickt. Inzwischen marschieren wir Richtung 9 Mio. Einwohner – und das in einem so kleinen Land. Eine Folge daraus ist das verdichtete Bauen, d.h. weniger Einfamilienhäuser in Dörfern, dafür erheblich mehr Mehrfamiliengebäude. Letztlich bedeutet dies auch eine weitere Vernichtung von freien Flächen mit noch weniger Sickermöglichkeiten für das Regenwasser. Man muss immer weiter oben an den Berghängen bauen mit all den Konsequenzen und Gefahren, die das mit sich bringt: Verlust von Waldflächen, Steinschlag und Hangrutsch usw. Der Platz ist begrenzt, in der Schweiz, in Europa. Wir können nicht immer mehr Menschen aufnehmen. Da beisst die Maus keinen Faden ab. Sollte hier jemand widersprechen, dann frage ich zurück: Und, hast Du schon Flüchtlinge in Deiner Wohnung / Deinem Haus aufgenommen? Wenn dem so ist, können wir gern nochmals weiter diskutieren.
Die Sache mit dem Platzmangel ist ja nicht das Ende vom Lied. Hier wird es doch erst spannend. Denn wozu die räumliche Enge und das Unterschreiten der Individualdistanz bei den Menschen führt, können wir ja immer wieder in der Zeitung lesen oder den Nachrichten sehen. Es kommt zu Gewalt. Zuerst untereinander in den Flüchtlingsunterkünften, dann ausserhalb und wahllos gegen Passanten bis hin zur Gewalt gegen Sicherheitspersonal und Polizei. Von einer Ghettoisierung mag man in Deutschland ja noch nicht reden, zumindest nicht offen, obwohl sie vorhanden ist und ich sie z.B. aus meiner Heimatstadt Köln kenne. Aber wenn es sie noch nicht in dem Masse gibt wie in Frankreich, so wird sie mit Sicherheit kommen, wenn wir weiterhin Tür und Tor in Europa offen lassen. Und schlussendlich wird es die Gesellschaft verändern – bis hin zur Auflösung unserer bekannten Strukturen, Kulturen und Gewohn- und Sicherheiten.
Noch einmal, ich bin NICHT für die Einstellung der Hilfeleistungen, im Gegenteil. Und es gibt sicherlich auch viele gute Gründe, Menschen bei uns aufzunehmen. Das soll und muss auch weiterhin geschehen. Aber bitte mit Augenmass und auch mit Verstand bei der Gewährung des Asylantenstatus.