12.03.2021 Pater Hans-Georg Löffler

Wer hätte das gedacht

<> Der Kommentar der Woche.

Oft ist das, was uns beschäftigt, uns sorgt und uns Angst macht, auch die Quelle für das, was jetzt dran ist. Mit dem Blick auf die Welt aus ihrer Perspektive kommentieren die Franziskaner jeden Freitag, was sie wahrnehmen.


Pater Hans-Georg Löffler

Wer hätte das gedacht, dass wir im 21. Jahrhundert immer noch ringen um die Frage der Gleichstellung der Frau in der Gesellschaft? Der Weltfrauentag am 8. März hat es in Erinnerung gerufen, dass Frauen für gleiche Kompetenz und Arbeit immer noch nicht gleich bezahlt werden wie ihre männlichen Kollegen, dass in Leitungsverantwortung Frauen deutlich unterrepräsentiert sind, dass manche „Männerdomänen“ immer noch nicht gefallen sind. Da haben sich in den Köpfen offensichtlich Bilder festgesetzt, die es schwermachen, wichtige, wegweisende und vor allem einvernehmliche Schritte zu setzen. Auch von Seiten der Politik scheint es ein erschwerter Kampf gegen gewisse Klischees zu sein, die ihre Wurzeln nicht allein in einem christlich-kirchlichen Rollenverständnis haben, was gerade der katholischen Kirche gern unterstellt wird. Ich erinnere mich an ein Schreiben des verstorbenen Papstes Johannes-Paul II., in dem er die Wirtschaft aufforderte, angemessene Strukturen zu erarbeiten, damit Frauen Selbstverwirklichung in ihrer erarbeiteten Profession besser mit dem Leben in Familie in Einklang bringen können.

Jetzt könnte ich verstehen, wenn manche berechtigt anmerkten: es reicht nicht, Verhältnisse in der Gesellschaft anzuprangern und vor der eigenen Türe nicht zu kehren! Auch die katholische Kirche muss sich der Frage nach der Rolle der Frau stellen. Im Zusammenhang mit der Frage nach dem Umweltschutz habe ich im vergangenen Jahr gelernt, dass man auch provozieren muss, um dem Anliegen Nachdruck zu verleihen und die Ernsthaftigkeit deutlich zu machen. Das habe ich bei „Fridays for future“ so erlebt und verstanden – und so erlebe ich das Engagement von Maria 2.0. Das sind engagierte Frauen, die die Situation, wie sie sie erleben deutlich ins Wort fassen und durch Aktionen verstärken. Ich erwarte mir auch dahingehend vom Synodalen Weg viel: dass die Teilnehmenden miteinander reden, aufeinander hören, Möglichkeiten für die konkrete Lebenswirklichkeit in den Gemeinden abklopfen und vor allem, dass am Ende Ergebnisse benannt werden, mit denen Frauen und Männer Kirche auch im 21. Jahrhundert leben können.


Der Blick zurück, der Blick nach vorne, und der Blick nach innen.
Franziskaner kommentieren, was wichtig ist.
Immer freitags auf franziskaner.de.


Ein Kommentar zu “Wer hätte das gedacht

  1. Finde ich gut!
    Überall gibt es Menschen, die nachdenken und denken können und sich nicht bevormunden lassen wollen. Das ist nicht immer so einfach, wie viele denken: Weil wir immer auch dem Mainstream unterliegen und nicht wissen, wie uns Medien und Internet und mehr beeinflussen, bis wir kaum noch wissen, was wir selbst gedacht haben! Dazu gibt es Bücher und Musse, zu lesen und in Ruhe nachzudenken! Und gute Gespräche, die m. E. immer schwieriger werden! Orientierung ist wichtig, den Überblick halten und die nötige Distanz und Selbstreflexion. In diesem Sinne Frohe Ostern und gesund bleiben, best wishes from Australia yours Peter H Bloecker / phb / @peblogger

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