Oft ist das, was uns beschäftigt, uns sorgt und uns Angst macht, auch die Quelle für das, was jetzt dran ist. Mit dem Blick auf die Welt aus ihrer Perspektive kommentieren Franziskaner jeden Freitag, was sie wahrnehmen.
Ich durfte einen Vor-Abiturgottesdienst mit einem der Gymnasien feiern, die auf unserem Gemeindegebiet liegen. Ein „Mut-mach“-Gottesdienst vor den Abiturprüfungen.
„Room with a view“ war er überschrieben und als Untertitel: „Wie sehe ich die Welt?“
Ein tolles Thema, aktuell für die Abiturientinnen und Abiturienten, die in wenigen Wochen die Schulzeit verlassen und einen bedeutenden Schritt in die Welt setzen, mit ihren Chancen und Herausforderungen. Ein kurzes Eingangsvideo zeigte Schülerinnen und Schüler, die auf Plakaten aufgeschrieben hatten, wie sie die Welt sehen. Die Bandbreite war weit: von „la vie est belle“ bis hin zu „shit happens“.
Am Morgen des Gottesdienstes machte ich einen kleinen Selbstversuch in unserem Kloster. Mir fiel sofort auf: in meinem Haus gibt es unterschiedliche Fenster, die mir den Blick auf verschiedene Szenarien eröffnen. Blicke ich aus meinem Zimmerfenster sehe ich eine wunderschöne große Lerche, auf der sich immer wieder Eichhörnchen tummeln. Wenn ich aus dem Fenster meines Kloster-Büros schaue, fällt mein Blick eher auf die Palisade, unter der Gartengeräte und Gartenmöbel nach Aufräumen schreien: eine Baustelle. Wenn ich aus dem Fenster des Pfarrbüros schaue, dann sehe ich eine wuselige Lebendigkeit vor unserer Pfarrkirche St. Anna.
Vielleicht ist es ein Dilemma unserer Zeit, dass durch die massive mediale Präsenz der Eindruck vermittelt wird, als hätte unser Leben nur ein Fenster, das nur einen Blick auf dieses oder jenes Problem zulässt – und das soll dann die ganze Wahrheit sein.
„Wie sehe ich die Welt?“, kann mich ermutigen, die unterschiedlichen Perspektiven wahrzunehmen, die mir verschiedene Fenster meines Lebens bieten. Ja, „la vie est belle“ – und ja, „shit happens“, aber eben auch nicht nur. Es gibt nicht allein schwarz oder weiß, es gibt, fast immer, „sowohl als auch“!
Der Blick zurück, der Blick nach vorn, und der Blick nach innen.
Franziskaner kommentieren, was wichtig ist.
Immer freitags auf franziskaner.de.