Oft ist das, was uns beschäftigt, uns sorgt und uns Angst macht, auch die Quelle für das, was jetzt dran ist. Mit dem Blick auf die Welt aus ihrer Perspektive kommentieren Franziskaner jeden Freitag, was sie wahrnehmen.
Wir laufen Gefahr, dass der Platz unter den Christbäumen leer bleibt, weil es keine Geschenke gibt. Dieser Aufschrei kam nicht von den Familien, sondern vom Handel. Der sieht nämlich den vorweihnachtlichen Einkauf in Gefahr. Hintergrund sind Lieferengpässe aufgrund unterbrochener Lieferketten aus Fernost. Verkürzt gesagt, es fehlt, was in Asien produziert wird. Das war das Risiko, das die Wirtschaft eingegangen ist, als sie immer mehr Produktionsstätten aus Kostengründen in ferne Länder verlegt hat. Zugunsten eines niedrigen Preises wurde die Produktion nach und nach verlagert. Bereits vor Jahren wurde bekannt, unter welch unwürdigen und oft gefährlichen Umständen Kleidung produziert wird. Doch der Anteil der Billiglabel ist nicht weniger geworden und ich glaube es nicht, dass sich verbesserte Arbeitsbedingungen nicht im Preis niederschlagen. Qualität kostet und irgendjemand zahlt, wenn nicht wir es sind, dann eben Menschen, die weder gerechten Lohn noch entsprechenden Arbeitsschutz genießen dürfen. Ähnliches gilt auch für die Bedingungen, unter denen wichtige Rohstoffe wie seltene Erden oder Kobalt für unsere Technik gewonnen werden. Natürlich lebt unsere Wirtschaft vom Konsum und es gibt viele Strategien, die uns zum Konsumieren einladen. Die aktuellen Schnäppchenwochen im Elektronikbereich gehören dazu. Doch das entschuldigt nicht, sich nicht mit den Bedingungen auseinanderzusetzen, die zur Herstellung der Schnäppchen gehören.
Nein, ich bin kein Gegner der Globalisierung. Ich freue mich darüber, dass die vielen Menschen unserer Erde sich immer mehr vernetzen. Und ich bin dafür, dass wir die Menschheit als Ganze sehen und verstehen, weil das offene Grenzen und weltweites Miteinander bedeutet. Allerdings bedeutet Globalisierung häufig: Wir haben den Nutzen, andere die Last. Die Lasten der Globalisierung sind ungleich verteilt und wir sind eher auf der Seite der Nutznießer. Natürlich können wir jetzt über stillstehende Bänder in der Industrie klagen. Das ist für uns eine neue Erfahrung. Doch vielleicht hilft diese Erfahrung dabei, dass unser Bewusstsein für die weltweiten Zusammenhänge wächst. Dieses Bewusstsein braucht es, wenn es um die großen Aufgaben geht, vor der unsere Welt steht. Denn Klimaschutz, Migration, nachhaltiger Umgang mit Ressourcen gehen nur, wenn wir uns als Teil der Welt verstehen. Wir sind weltweit verwoben, das finde ich wieder schön und bereichernd, aber es bedeutet auch, dass wir Verantwortung haben für das, was weltweit geschieht, und dieser Verantwortung können wir uns nicht entziehen. Ob wir wollen oder nicht, wir gehören dazu.
Der Blick zurück, der Blick nach vorne, und der Blick nach innen.
Franziskaner kommentieren, was wichtig ist.
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