14.06.2024 Pater Thomas Ferencik

Wir sind nicht allein!

| Jetzt | Der Kommentar der Woche

Oft ist das, was uns beschäftigt, uns sorgt und uns Angst macht, auch die Quelle für das, was jetzt dran ist. Mit dem Blick auf die Welt aus ihrer Perspektive kommentieren Franziskaner jeden Freitag, was sie wahrnehmen.


Backstage in der Elbphilharmonie: Mojib Latif (Klimaforschung), Verena (Sterbebegleitung), Georges Delnon (Intendant Staatsoper HH), Luna (Sea Watch), Kent Nagano (Generalmusikdirektor Staatsoper HH) und Pater Thomas.

Nachdem ich meine Key-Card bekommen hatte, fuhr ich mit dem Aufzug in die 12. Etage der Elbphilharmonie. Dort traf ich in der Garderobe der Filmbeteiligten einen Klimawissenschaftler, eine ehrenamtliche Sterbebegleiterin, einen Verkäufer der Obdachlosenzeitschrift Hinz & Kunzt und eine Aktivistin von der Seenotrettung Sea-Watch. Zu dieser bunten Gruppe gesellte ich mich nun als Franziskaner hinzu.

Warum? Nun, wir alle waren Teil einer Inszenierung der Oper „Saint François d’Assise“ von Olivier Messiaen in der Elbphilharmonie. Diese Oper stellt in acht Stationen das Leben des heiligen Franziskus dar. Musikalisch und szenisch vorgestellt werden u.a. der Lobgesang auf die Schöpfung, der Kuss für den Leprakranken oder auch der Blick auf das Kreuz als Metapher für die Leiden in dieser Welt.

Um zu verdeutlichen, dass das Wirken des Heiligen nicht nur Geschichte ist, wurde unsere Gruppe medial und in Präsenz in das sogenannte „Spectacel“ eingebaut. Der Intendant Georges Delnon wollte damit ausdrücken, dass die Inhalte der franziskanischen Spiritualität an Aktualität nichts verloren haben. Und zwar nicht nur in Kirchenkreisen, sondern auch durch das Engagement vieler anderer, die der Kirche fernstehen. Diese franziskanischen Schwerpunkte finden z.B. ihren Ausdruck durch die Arbeit des Klimawissenschaftlers Mojib Latif oder des Hinz & Kunzt Verkäufers Jan, der in Schulklassen über die Not der Menschen auf der Straße spricht.

Während wir auf unseren Auftritt warteten, wurde mir bewusst, dass wir manchmal zu sehr auf unsere franziskanische Welt fokussiert sind. Der Blick auf meine Mitspieler hatte fast schon eine befreiende Wirkung auf mich. Wir sind nicht allein! Mit uns versuchen tagtäglich Menschen die Anliegen der franziskanischen Spiritualität umzusetzen. Das wurde mir auch durch die Gespräche auf den Gängen der Elbphilharmonie deutlich, wo ich erfuhr, wie sehr die Bilder der acht Stationen des heiligen Franziskus berührt und bewegt haben.

Franziskus ist bis heute ein „Brückenbauer“, nicht nur zwischen Menschen und Natur, zwischen Arm und Reich. Ich habe erlebt, wie er in unserer Gruppe präsent war. Auch wenn wir ganz unterschiedliche Akzente wahrnehmen, so vereint uns doch dasselbe (franziskanische) Ziel: nämlich die Achtung und Sorge für die Schöpfung.


Der Blick zurück, der Blick nach vorn, und der Blick nach innen.
Franziskaner kommentieren, was wichtig ist.
Immer freitags auf franziskaner.de


Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert