Oft ist das, was uns beschäftigt, uns sorgt und uns Angst macht, auch die Quelle für das, was jetzt dran ist. Mit dem Blick auf die Welt aus ihrer Perspektive kommentieren Franziskaner jeden Freitag, was sie wahrnehmen.
Ich bin neulich durch einen Artikel in der Zeitung auf dieses Wort gestoßen: „Würdelücke“.
Im Kontext von Wahlanalysen haben Forscher der Mannheimer Universität dieses Wort geprägt: „Alle Menschen haben das Bedürfnis, als nützlich und wertvoll wahrgenommen zu werden“. Dabei machen die Forscher auf drei Arten von Wertschätzung aufmerksam:
- Menschen möchten als Menschen respektiert werden.
- Menschen möchten als handlungsfähige Personen wahrgenommen werden.
- Menschen möchten, dass andere ihnen auf Augenhöhe begegnen.
Also: Respekt, Autonomie und Gleichwertigkeit. Wenn Menschen diese drei Haltungen nicht entgegengebracht werden, entsteht in ihnen das Gefühl, nicht gewürdigt zu sein. Sie spüren eine Würdelücke.
Auch außerhalb des Kontexts von Wahlanalysen macht mir das Wort bewusst, wie tief das Gefühl für Würde im Menschen grundgelegt ist, wie stark der Wunsch ist, würdevoll behandelt zu werden.
Wenn es im Grundgesetz unserer Bundesrepublik heißt: „Die Würde des Menschen ist unantastbar!“, dann mögen diese drei Pfeiler der Würdestützen eine Konkretion sein, Menschen nicht in eine Würdelücke fallen zu lassen.
An Weihnachten betet die Kirche: „Gott, du hast den Menschen in seiner Würde wunderbar erschaffen und noch wunderbarer wiederhergestellt.“ In diesem Sinn könnte man sagen: Gott schließt in der Menschwerdung seines Sohnes die Würdelücke, in die der Mensch durch seine Verfehlungen, seine Sünde gefallen ist.
Der Blick zurück, der Blick nach vorn, und der Blick nach innen.
Franziskaner kommentieren, was wichtig ist.
Immer freitags auf franziskaner.de.