Oft ist das, was uns beschäftigt, uns sorgt und uns Angst macht, auch die Quelle für das, was jetzt dran ist. Mit dem Blick auf die Welt aus ihrer Perspektive kommentieren Franziskaner jeden Freitag, was sie wahrnehmen.
Beim Blick in die Nachrichten am Morgen stehen drei Aussagen in Überschriften, Text und Liveblog unmittelbar untereinander:
Deutschland weitet Rüstungsexporte an Israel aus
Drei libanesische Soldaten sind nach Angaben der Armee bei einem israelischen Angriff getötet worden
Bundesregierung sagt der libanesischen Regierung Hilfe in Millionenhöhe zu
Ich habe mich an solche Nachrichten gewöhnt. Der Blick in die News ist Routine. Einmal alle Überschriften überfliegen. Man muss doch Bescheid wissen.
Nun weiß ich also Bescheid: Deutsche Rüstungsexporte an Israel steigen, libanesische Soldaten sind bei einem israelischen Angriff getötet worden und Deutschland unterstützt die libanesische Regierung in Millionenhöhe. Ob da unter dem Strich ein Plus steht? Es gibt enorm viel zu verdienen in den Kriegen, ist es dann konsequent, auch wieder etwas zu geben? Ist es Augenwischerei oder der Versuch, sein Gewissen zu erleichtern?
Im Kleinen geht es mir ähnlich. Der Lebensstil meiner Gesellschaft baut auf unzähligen Ungerechtigkeiten auf: Unsere Kleidung aus Bangladesch, die Wurst aus Massentierhaltung, das Paket vom ausgebeuteten Fahrer um 21:30 Uhr geliefert und auf der anderen Seite ein Benefizkonzert, ein Wohltätigkeitsbasar und eine Spendenbescheinigung. Wir sind überfordert in dieser komplexen Welt, die nicht mehr einfacher werden wird.
Resignieren, arrangieren oder rebellieren? Muss ich mich entscheiden oder etwas kompensieren? In diesem Zusammenhang lerne ich das Gebet von Franziskus vor dem Kreuz von San Damiano neu zu sehen:
Höchster und lichtreicher Gott,
erleuchte die Finsternis meines Herzens
und schenke mir lebendigen Glauben
starke Hoffnung und eine Liebe, die allen gilt.
Schenke mir, Herr, das rechte Empfinden und Erkennen,
damit ich in aller Komplexität und Überforderung deinen Auftrag erkenne,
den du mir wirklich gegeben hast.
Amen.
Der Blick zurück, der Blick nach vorn, und der Blick nach innen.
Franziskaner kommentieren, was wichtig ist.
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