31.01.2025 Maximilian Feigl

Migration: Orden schreiben offenen Brief an Parteien

Migration
„Große Sorge bereitet uns auch, dass Migration in der politischen Debatte in Deutschland, wie auch bei unseren europäischen Nachbarn, in erster Linie als Problem begriffen wird“, erklärt die KMO in ihrem offenen Brief an die Spitzenkandidaten der Bundestagswahl. Foto von Ricardo Gomez Angel auf Unsplash.

Vor dem Hintergrund der aktuellen innenpolitischen und europäischen Debatten zum Thema Asyl und Migration und mit Blick auf die Bundestagswahlen am 23. Februar appelliert die Konferenz missionierender Orden (KMO) für eine konsequent an den Menschenrechten orientierte Migrations- und Entwicklungspolitik. Der Appell in Form eines offenen Briefs richtet sich an die Kanzler- und Spitzenkandidaten von SPD, CDU/CSU, Bündnis 90/Die Grünen, FDP, AfD, Die Linke und BSW.

Die KMO ist ein Zusammenschluss von 92 weltweit tätigen Ordensgemeinschaften innerhalb der Deutschen Ordensoberenkonferenz (DOK). Sie alle sind mit zahlreichen Projekten zur Entwicklungszusammenarbeit in den Ländern des Globalen Südens vor Ort, so wie etwa die Franziskaner mit ihren Hilfsprojekten in Südamerika, Afrika und Südostasien. Aus den Erfahrungen vor Ort ergeben sich die Kernforderungen aus dem offenen Brief.

So erklären die Ordensgemeinschaften in dem Schreiben unter anderem, dass nur ein Bruchteil der Menschen, die im Globalen Süden ihre Heimat verlassen müssen, die Migration nach Europa beabsichtigt. „Die meisten von ihnen fliehen in benachbarte Länder, die einen deutlich höheren Migrationsdruck auffangen und verarbeiten müssen als die Staaten Europas.“ Und weiter heißt es: „Migration aufgrund des Klimawandels und der damit verbundenen Folgen wird weiter zunehmen. Um Akzeptanz dafür zu schaffen, muss deutlich benannt werden: Nicht die Flüchtlinge sind das Problem!“

Migration als Folge des Klimawandels

Stattdessen erinnert der Brief daran, dass die Flüchtlinge die Leidtragenden bestimmter Entwicklungen sind, wie etwa der Auswirkungen des Klimawandels. Für deren Entstehen sind „auch wir im Globalen Norden mitverantwortlich“. Allerdings gehe der Globale Norden dieser Verantwortung aus dem Weg. Dies zeigte sich etwa beim Blick auf die Weltklimakonferenz in Baku im vergangenen November. Denn sie machte die große Diskrepanz zwischen dem Bedarf des Globalen Südens und der Unterstützungsbereitschaft der wohlhabenden Staaten deutlich.

„All dies ist in vielerlei Hinsicht ein Skandal, denn letztlich beruht unser Reichtum im Globalen Norden auf der Übernutzung und Verschmutzung natürlicher Ressourcen sowie der Ausbeutung im Globalen Süden während der letzten 200 Jahre. Die Länder des Globalen Südens profitieren bis heute nicht angemessen von den Gütern dieser Welt, die laut der Katholischen Soziallehre dem Wohlergehen aller dienen sollen“, so das Schreiben weiter.

Daher rufen die Ordensgemeinschaften die Spitzenkandidaten dazu auf, öffentlich zu der historischen Verantwortung Deutschlands für die Unterstützung des Globalen Südens zu stehen. Zudem müssten die Menschen, deren elementare Rechte verletzt würden, unterstützt werden. Sie fordern, den menschengemachten Anteil am Klimawandel ernst zu nehmen: „Haben Sie den Mut, die Menschen in unserem Land mit der wissenschaftlich gut begründeten Wahrheit zu konfrontieren, dass wir als Menschheit gerade dabei sind, die Überlebensbedingungen für Millionen und Milliarden Menschen zu gefährden und dass damit auch unser Wohlstand in Gefahr ist.“ Die Ordensgemeinschaften in der KMO seien ihrerseits bereit, „die notwendige sozialökologische Transformation“ mit ihren Kräften „im Dienst der Menschen in unserem Land und in den Ländern des Globalen Südens zu unterstützen“.

Der vollständige Brief kann im Wortlaut auf der Webseite der Deutschen Ordensoberenkonferenz (DOK) eingesehen werden.


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