Ist Ostern das große Happy End der Jesus-Geschichte? Eigentlich nicht. Denn bei einem Happy End in Filmen und Romanen wird am Schluss alles gut: Alle Probleme sind gelöst. Angst und Not lösen sich in nichts auf wie ein böser Traum, der sich beim Aufwachen als haltloses Hirngespinst erweist.
Vermutlich wünschen sich viele von uns oft ein Happy End – nicht nur in einer Erzählung, sondern vor allem auch im richtigen Leben. „Die Geschichte ist zum Glück noch einmal gut ausgegangen“, sagen wir dann. Aber leider geschieht das nicht immer. Manche Geschichte nimmt ein böses Ende. Zumindest werden viele Sehnsüchte nicht erfüllt und Hoffnungen enttäuscht.
So ist das auch bei Jesus. Seine Auferstehung löscht sein Leiden und seinen Tod nicht einfach aus. Seine Todesangst am Ölberg und sein Schrei aus tiefer Gottverlassenheit entpuppen sich nicht im Nachhinein als nicht so ernst gemeinte Spielerei. Sein Kreuz bleibt grausame Wirklichkeit.
Auch die Auferstehung ist Wirklichkeit, aber sie liegt auf einer anderen Ebene als die Erfahrungen des Karfreitags.
Innerhalb der Geschichte, so wie wir sie täglich erleben, hat das Leben Jesu kein Happy End. Er bleibt auch nach Ostern der, der umgebracht wurde, weil er gestört hat. Und auf dieser Ebene geht sein Leiden weiter: Er leidet auch nach Ostern in all den Menschen, die heute diskriminiert und verfolgt werden, in den unzähligen Opfern von Hass, Terror und Gewalt.
Warum aber feiern wir dann Ostern, wenn es nicht das große Happy End ist? Wie kann das Fest der Auferstehung Jesu für uns der große Grund zur Hoffnung sein, wenn Jesus in so vielen leidenden und geschundenen Menschen sein Kreuz weiter durch die Geschichte schleppt und immer wieder darunter zusammenbricht?
„Hoffnung ist nicht die Überzeugung, dass etwas gut ausgeht, sondern die Gewissheit, dass etwas Sinn hat, egal wie es ausgeht.“ Václav Havel hat das gesagt. Dieser Satz kann uns helfen Ostern zu feiern. Ostern zeigt: Das Leiden Jesu hatte Sinn. „Musste nicht der Messias all das leiden?“, fragt der Auferstandene die Emmausjünger, die immer noch dem ausgebliebenen Happy End nachtrauern.
Im Schicksal Jesu hält Gott seine Liebe zu uns durch. Bis ans Kreuz, gegen Ablehnung und Widerstände. Seit Jesus am Kreuz gestorben ist, wissen wir: Gott teilt unsere tiefste Not. Kreuz und Auferstehung Jesu zeigen: Gott bleibt uns und seiner Liebe treu. Hass und Tod haben darum nicht das letzte Wort. Neues Leben entsteht, wo Leben verschenkt wird. All das macht Sinn. Und es gibt mir und meiner Geschichte Sinn, auch wenn nicht alle meine Geschichten ein Happy End haben.
Die Franziskaner wünschen Ihnen ein gesegnetes Osterfest 2016!