Gerhard-Wilhelm Weber wurde am 27. September 1938 in Heddert im Hochwald südöstlich von Trier geboren. „Ich wuchs in einer katholisch geprägten Umgebung auf. Viele meiner Verwandten waren tief religiös. Aber es war eine Religiosität ohne Fanatismus“, erinnert er sich später. Nach dem Besuch der Volksschule in Schillingen wechselte er auf die Initiative seines Heimatpfarrers hin an das Kolleg St. Bonaventura in Exaten (NL), der Schule der damaligen Kölnischen Franziskanerprovinz, und legte dort 1960 das Abitur ab. Nur gut vier Wochen später begann er in Rietberg sein Noviziat und erhielt dabei den Ordensnamen Lothar. Anschließend studierte er Philosophie und Theologie an der ordensinternen Johannes-Duns-Skotus-Akademie in Mönchengladbach, wo er sich auch am 28. April 1964 in der Feierlichen Profess für immer an die Gemeinschaft der Minderbrüder band und am 25. März 1966 vom Missionsbischof Edgar Häring ofm zum Diakon geweiht wurde. Die Priesterweihe erteilte ihm am 23. Juli des gleichen Jahres in Krefeld der Aachener Bischof Johannes Pohlschneider.
Nach einem Pastoraljahr in Köln absolvierte Pater Lothar an der dortigen Universität ab 1968 das Lehramtsstudium für Germanistik und kath. Religionslehre. Er selbst hätte lieber Fundamentaltheologie studiert und sich mit der Verbindung von Glauben und Wissenschaft beschäftigt, aber sein Provinzial „brauchte“ ihn für das Franziskus-Gymnasium in Vossenack, das erst kurz zuvor als Nachfolgeschule für Exaten eröffnet worden war. Während dieses Zweitstudiums war er zwei Jahre für eine WG von jungen Franziskanern einer alten Villa in Bad Godesberg verantwortlich, die an der Universität in Bonn ihr Außensemester verbrachten.
Nach Referendariat und bestandenem zweiten Staatsexamen kam er zum Beginn des Schuljahres 1973/74 also in die Eifel. Gut 25 Jahre war er hier im Schuldienst, von 1985 bis 2001 als Schulleiter. Er hat Generationen von Schülern geprägt. In einem Alter, in dem normalerweise der Ruhestand beginnt, wechselte er nochmals mit Freude und Engagement in die Seelsorge. Nach einem Sabbatjahr wurde er 2002 der letzte Guardian in Remagen, wo er neben der Wallfahrts- und Beichtseelsorge auch in der Pfarrpastoral mithalf und die Postulanten und Junioren begleitete. Ab 2007 wirkte er in Düsseldorf vor allem als Seelsorger im St.-Martinus-Krankenhaus. 2013 wechselte er nochmals nach Mannheim als Mitarbeiter in der Pfarrseelsorge. Schon von schwerer Krankheit gezeichnet, musste er im Februar dieses Jahres umziehen in die Seniorenkommunität im Theresienheim in Fulda, die er durch seine kommunikative Art, seine freundliche Zugewandtheit und Bescheidenheit und die einfache und tiefe Feier der Eucharistie noch bis knapp zwei Wochen vor seinem Tod bereicherte.
Neben seinem Einsatz in Schule und Seelsorge engagierte sich Pater Lothar auch in vielfältiger Weise innerhalb des Ordens. 1971 nahm er als Stellvertreter des Provinzials am außerordentlichen Generalkapitel in Medellín teil, das die vom 2. Vatikanischen Konzil initiierte Erneuerung des Ordenslebens für die Franziskaner umsetzte. Von 1986 bis 1991 war er Definitor und anschließend knapp sechs Jahre Provinzialvikar der Kölnischen Franziskanerprovinz. Im Herbst 2002 ernannte ihn der damalige Generalminister Giacomo Bini zum Generalvisitator der Provinz des sel. Engelbert Kolland in Österreich und Italien.
Wenige Tage vor seinem Tod konnte Pater Lothar im Kreis einiger Mitbrüder noch das Sakrament der Krankensalbung empfangen. „So, und jetzt überlassen wir alles dem Lieben Gott“, sagte er nach der Feier. „Er hat bisher bei mir alles gut gemacht. Besser hätte ich es selbst auch nicht gekonnt.“ Das gleiche Vertrauen spricht auch aus dem Vers des Dies irae, den er für seine Todesanzeige gewünscht hat: Jesus, der der Sünderin vergeben und noch im letzten Augenblick die Bitte des Schächers am Kreuz gehört hat, er hat auch ihm ein Leben lang Hoffnung geschenkt. Nun darf er erfahren, dass sich seine Hoffnung erfüllt, und für immer bei Jesus sein.
Qui Mariam absolvisti, et latronem exaudisti mihi quoque spem dedisti.
Der du Maria freigesprochen und den Schächer erhört hast, du hast auch mir Hoffnung gegeben.
Aus dem Dies irae. (Pater Lothar wünschte diesen Vers für seine Todesanzeige)
Das Requiem für Pater Lothar feiern wir am Freitag, dem 17. Mai 2024, um 10:30 Uhr in der Klosterkirche auf dem Frauenberg in Fulda. Anschließend findet die Beisetzung auf dem Klosterfriedhof statt.
Ich war von 1957 bis 1963 im Franziskaner Kolleg in Rottweil. Können Sie mir sagen wie lange diese Institution existierte? Wo kann ich mehr Informationen darüber finden?
Im Voraus, herzlichen Dank.